Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

OR Erster: Teil. 8 12. 
ist ja wie geträumt =- und gleichzeitig können Sie nicht genug 
staunen, wie klar sich dieser Mann ist. =- Das Genie hat nun 
also guten Grund, zu sagen: i< muß auf Stimmung warten, 
muß warten, bis sie kommt dur einen glüklichen Eindru> der 
Außenwelt. Aber gar so delikat ist das Ding denn do< auch 
nicht zu nehmen. Was sollte denn da der Architekt anfangen, 
bei dem man bestellt? Und der Maler, der Bildhauer? Alle 
Menschen, die Phantasiekinder sind, und mit ihnen die Poeten, 
werden denn doch auch oft genug gehalten sein, sich zu zwingen 
und einmal zu beginnen, auc< ohne daß sie die ganze Stimmung 
schon fühlten, einmal zu beginnen in der Hoffnung, daß, wenn 
sie hübsch fortma<hen, die Wärme schon kommen, die Glut sich 
entflammen wird. Sie kennen die Worte des Direktors im Vox- 
jpiel zum Faust: 
Gebt ihr euch einmal für Poeten, 
So kommandiert die Poesie ! 
Also selbst ein Goethe, so ein re<htes Stimmungskind, 
hört die innere Mahnung: fang an in Gottes Namen! Er ist sich 
übrigens darin doch oft zu weichlich gewesen, wir hätten sonst 
weniger Bruchstüke von ihm, und er hätte sonst seinen Faust 
in besserer Manneskraft vollendet. Schiller dagegen hat mit 
seiner Energie die Muse oft beim Kopf gepat, wenn sie nicht 
parieren wollte. 
Man ist es aber noch aus einem anderen, und zwar rein 
wissenschaftlihen oder philosophischen Grund zu fordern genötigt, 
daß das innere Gebilde au< heraustrete: weil es sonst gegen- 
über dem Naturshönen ein Unrecht erfährt und verhältnis- 
mäßig arm erscheint. Das Naturschöne und das Gedachtschöne 
hat jedes seinen Mangel, das eine besißt, was dem anderen fehlt; 
und eben daraus ist die künstlerische That der Phantasie logisch 
zu begründen. Wir sahen: das Naturschöne hat vor dem bloß 
inneren Jdealbild des Geiste3 das voraus, daß es in der Außen- 
welt dasteht für alle, daß es sich finden läßt; aber wenn es 
uns wahrhaft und mangellos schön erscheint, so ist das unsere 
Zuthat. Das bloß innerlih Schöne, wie es in der Phantasie 
lebt, ist geistig rein ideal, aber eben bloß innerli<, also un- 
.:)
	        
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