234 Zweiter Teil. 81. 2.
spröden, schwer zu verwandelnden Stoff der geistige Stempel
des Jdealbildes aufgedrückt wird. Das ist wahre Kunst.
IJ
Uebergang zur Ausführung. Unzureichende innere Ord-
nung des Phantasiebildes, daher notwendig die geistige
Vorarbeit der Komposition, welche die Sorm als Kinheit
in der Mannigfaltigkeit na< ihren einzelnen Gesetzen
(vgl. 1. Teil, 8 8: bestimmte Abgrenzung, aß, klare innere
Teilung, Regelmäßigkeit, Symmetrie, Proportion, lebendige
Zarmonie) erst wahrhaft herstellt. Andere Seite der Vor-
arbeit. Die Votwendigkeit erneuter Uaturstudien. Bleibender
Wert des Liaturs<mönen. Ueber das Prinzip der Qatur-
na<ahmung.
Wenn der Künstler ans Schaffen geht, so wird er immer
finden, daß sein innerlich Geschautes nach zwei Seiten noh unreif
ist, erstens, daß es noch nicht rec<ht zusammenstimmt, und zweitens,
daß es no< nicht vollfommen deutlih und naturwahr ist. Nun
beginnt die liebe Arbeit und Not. Er muß organisieren, und
er muß, auf das schärfste beobachtend, in eine Welt von Einzel-
heiten hinein. Was er gestalten. will, findet sich in der Natur
so nirgends; Ansätze, Anklänge, zum Teil auc<h ganze Stücke
davon sind wohl vorhanden, aber im weitaus Wesentlihen muß
er es erst herstellen.
Wenn nun der Künstler daran geht, auszuführen, was er
sich im Inneren vorstellt, so wird er es zuerst versuchen mit einer
Skizze. So hält es der Architekt, der Bildner, dex Maler. Der
Musiker probiert an einem Klavier, wie die Töne zusammen-
stimmen. Der Poet muß sic<h einen Entwurf machen. Wer
wird meinen, es entstehe ein Kunstwerk, wenn er sich einfach
hinsezt und anfängt zu schreiben, was ihm einfällt? Nur lieder-
liche Dichter thun das. Wenn nun der Künstler seine Skizze
ansieht, so wird er immer finden: da und da fehlt etwas, um
die durc<hbliende Seele des Ganzen gehörig ins Licht zu seßen;
hier ist etwas zu matt, dort zu stark. An dieser Stelle muß
er ein ganz neues Stü> anfügen und, ist er ein Dichter, etwas