Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

Die in der inneren Ursache dex Teilung begründete Anordnung. 293 
bestehen. Die Schauspielkunst stellt das für das äußere Auge 
und Ohr dar. Aber wenn wir ein Drama nur lesen, so 
müßten wir ganz stumpf sein, wenn die Handlung mit ihren 
Personen und Scenen nicht unserer Phantasie gegenwärtig 
würde. Dies macht nun einen so starken Unterschied von der 
Musik, daß wir die Poesie, von ihr getrennt, als eine Kunst 
für sich nehmen müssen. Und so bekommen wir eine Drei- 
teilung, die berechtigter ist und sich schöner aufbaut. 
Auf der ersten Stufe haben wir also die bildenden Künste. 
Ihr Material ist greifbarer, körperlicher Stoff. Die Grund- 
anshauung, innerhalb der sie darstellen, ist der Raum. Sie 
breiten vor uns aus die sichtbare, strahlende Welt. Jhr Licht 
ist natürliches Licht oder in das Bild hineingemalt. Die 
geistigen Kräfte, denen sie entspringen, sind auf scharfes Er- 
fassen von Formen und Farben organisiert. 
Die Kunst der zweiten Stufe, die Musik, resorbiert die 
ganze Welt der sichtbaren Gegenstände, zieht sie ins Innere der 
Seele zurück, saugt sie bis zu voller Lösung ein und ist bloß 
Stimmung. In ihr kehrt sih das Gemüt ganz ab von den 
zerstreuenden Eindrücken der Erscheinungen, um tief in sich zu 
gehen, dem eigenen Empfindungsleben zu lauschen und mit sich 
selber allein zu sein. Wer vorzüglich stimmungsvoll auffaßt, 
wird sich am liebsten ans Gehör wenden, denn dieses ist ja der 
eigentlihste Sinn der Intimität. Die Musik wird so das E<o 
der Welt in der menschlichen Seele. 
Die Kunst der dritten Stufe, die höchste, geistigste, die 
Poesie eröffnet dem inneren Sinne wieder das ganze Reich 
der sichtbaren Erscheinungen). Diese leben nun im anderen 
Licht und Zusammenhang des Seelenlebens von neuem auf als 
geistig dur<harbeitete und von Gedanken umwobene Gebilde. 
Sie stellt mit Worten dar, benußt also kein Material mehr im 
eigentlihen Sinne. =- Dies ist schon festgestellt und bedarf 
faum einer näheren Begründung*?). =- Ihre Worte brauchen 
HZ Nal. SS. 23. 
2). Val. S. 22, 225:
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.