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berechenbare Individualität ein, =- und mit dem Schönen, mit
der Uebereinstimmung über das Schöne ist es aus. Alles
Schöne will das Gefühl bewegen, aber nur durch und im reinen
Besc<auen. Die Allgemeinheit des Wohlgefallens am Schönen
wäre nicht möglich, wenn das Interesse positiv mitwirkte, denn
hierin find die Menschen getrennt. Sie weichen voneinander
ab im Gebiete des Angenehmen, des Nüßlichen, des Ethischen
und im begrifflichen Denken. Sowie Sie sagen: berechtigt sind
die Ansprüche auf praktische Verwertung, politische, moralische
Zwede, oder das religiöse Interesse (das so furchtbar wird bei
allen Menschen, die nicht unterscheiden zwischen dem Wesen der
Religion und dem, was die positiven Religionen fälschend hin-
zufügen), berechtigt ist auch das theoretische Znteresse, so gäbe
es niemals ein allgemeines Urteil im Gebiete des Schönen und
der Kunst, und die Welt würde nicht in der Ansicht zusammen-
treffen, daß Aesc<hylos, Sophokles, Shakespeare, Goethe große
Dichter sind. Alles liefe auseinander. Es muß im Schönen
etwas jein, was auch dem sittlich Unreifen das sittlihe Jdeal
einleuchtend macht, und es gefällt ungleich Denkenden gleich.
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Ls folgt, daß die ästhetische Anschauung nicht auf das
Was, sondern nur auf das Wie, nicht auf den Stoff,
sondern auf die Sorm gerichtet ist. Die Sorm ist Anord-
nung des Stoffes zur Kinheit in der Vielheit, also Zarmonie.
Sie ist nicht selbst Stoff, nur Gesamtwirkung aller Teile
des Stoffes, in diesem Sinne nur Oberfläche, also sinnlih-
unsinnli<. Der Gegenstand wird zum bloßen Bilde,
zum bloßen Schein. Erscheinung. Die ästhetische Sorm
kann nicht bloße Sorm in dem Sinne des quantitativen
Verhältnisses sein wie die mathematische, obwohl die letztere
teilweise in das Gebiet der ästhetischen greift.
Das ästhetische Augenmerk geht nicht auf das „Was“,
jondern auf das „Wie“, nicht auf das, was hinter der Ober-
fläche ist, sondern auf sie selbst.
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