Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

Das Wie, nicht das Was. Distanz. 49 
it Denken Sie an eine Lands<aft, die Ihnen schön erscheint! 
es Da werden Sie nicht fragen, was ist der Gehalt der Dinge, 
n die ich hier sehe, nicht fragen nach der inneren Beschaffenheit 
n des Gesteins, des Wasser3, der Pflanzen. Der unmittelbare 
in Vordergrund wird zu Ihrer ästhetischen Stimmung wenig bei- 
er tragen, denn er ist zu nahe, seine Wirkung zu stofflih. Im 
n Mittelgrund legt si< jedoch eine Luftshichte dämpfend über die 
id Körperlichkeit der Dinge. Und je weiter sie sich von uns ent- 
je fernen, um so mehr verdichtet sich dieser feine Schleier und die 
ei äußerste Ferne ruht (namentlih im Süden) in einem blauen 
ry Dufte, der von den Formen wenig und zulebt gar nichts mehr 
1: sehen läßt. Ohne dieses zarte Gewebe der Luftperspektive, das 
e die Gegenstände als solche verschleiert, würde die Landschaft jo 
d stimmungsvoll nicht wirken. Die Probe machen wir mit dem 
> Gegenteil. Bei Föhnluft tritt eine merkwürdige Helle ein, wobei 
€ die Ferne viel näher erscheint (man kennt das als Regenzeichen); 
4 und ähnlich verhält es sich, wenn ein Gewitter die Dünste auf- 
' gezehrt hat. Bei solcher Luft wird nun die Ferne ganz ordinär 
deutlih. Das Gebirge rückt so nahe heran, daß man meint, 
sein Gestein greifen und Gneis, Granit, Kalk unterscheiden zu 
können; und damit ist die ganze Landschaft unpoetisch geworden, 
sie macht uns nicht mehr den Eindru> eines Bildes. Ganz 
anders, wenn der idealisierende Duft darüber liegt. Da sagen 
wir: „das ist wie gemalt“. Die Natur hat hier zufällig dafür 
gesorgt, daß sie für das mens<hlihe Auge zum Bilde wird. =- 
Der Tod ist auch so ein blauer Skleier, der den verklärt, der 
sich selbst zu überleben wert ist. 
Denken Sie si< ferner Mens<hen, in irgend einer Be- 
schäftigung begriffen, etwa in einem sehr lebhaften Gespräch, 
wobei es schließlih Händel gibt. Folgen Sie nun mit säch- 
lihem Interesse dem Vorgange, ist Jhnen wichtig, was man 
spricht, was hier geschieht und warum, sind Sie gar mit Leiden- 
shaft beteiligt, so wird Ihnen diese Menschengruppe kein Bild. 
Es kann aber ein Moment kommen, wo Sie sich sozusagen aus- 
scheiden, Distanz nehmen, ganz objektiv die Leute ansehen, ihre 
Figuren, Köpfe, Gebärden, Stimmen, dazu die Beleuchtung, 
Vischer. Da3 Shöne und die Kunst
	        
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