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einer anderen oder mehreren zusammen. Und dieses „ob“ lässt
sich metaphysisch nicht sicher entscheiden, auch nicht nach
praktischen Rücksichten; denn welchen Erkenntniswert haben
diese, wenn sie nicht einen wirklichen, metaphysischen Grund
haben?
In die Metaphysik der Möglichkeiten gehören die Ansichten
(sogenannte Systeme, aber jetzt in dem Sinne, dass es Möglich-
keiten sind): Es giebt bloss meinen Geist (Solipsismus). Das
Geistige ist das eigentlich Wirkliche (Spiritualismus). Das
Körperliche ist das eigentlich Wirkliche (Materialimus). Das
Räumlich-körperliche hat eine höhere Wirklichkeit als das
Geistige (Realismus in allgemeinem Sinne). Das Geistige zeigt
uns eine Wirklichkeit von höherer oder selbständigerer Art als
das Körperliche (Idealismus im allgemeinen). Das Körperliche
und das Geistige ist in gleicher Höhe der Wirklichkeit oder in
gleicher Selbständigkeit neben einander gereiht (Dualismus),
und zwar besteht jedes für sich in unabhängiger Selbständigkeit
(Parallelismus) oder wenigstens in Selbständigkeit der Er-
scheinungsform, aber doch nur als Erscheinungsformen eines
Wirklichen in höherem Sinne grösserer Selbständigkeit (Monis-
mus). Es giebt überhaupt nichts, was getrennt von anderem
existierte, sondern das wahrhaft Existierende ist das, was wir
mit dem Worte Beziehung bezeichnen, in dem Wesen der Be-
ziehung aber liegt es, dass begriffliche Sonderungen gemacht
werden können (methaphysischer Relativismus mit besonderer Be-
rücksichtigung derjenigen Beziehungen, die wir begrifflich nennen).
Ein Grundwort soll nicht dazu dienen, ein vollständiges
Verzeichnis aller Möglichkeiten aufzustellen. Das gehört in die
Wissenschaft selbst hinein. Es will auch nicht die Bedeutung
der einzelnen Systemwörter in strengem Sinne aufstellen, es
will nur klar zu machen suchen, welches die Aufgabe dieser
Wissenschaft sein soll. Wenn es einigermaassen gelungen ist,
dies so klar anzudeuten, dass grosse Missverständnisse ausge-
schlossen sind, so ist der vorläufige Zweck erreicht.