Full text: Eine mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, das Unendliche und die Kausalität

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Vorstellung hat er nicht die reine Ewigkeit, sondern noch Be- 
ziehungen von vorgestellten Einzelheiten oder ihren Verhält- 
nissen im Geiste, Ewigkeit bedeutet das endlose Hinausgehen 
über vorgestellte Zeiten. Ganz entsprechend ist es mit unend- 
lichkleinen Zeitstrecken, 
Man kann eine zehntausendstel Sekunde sich wieder in 
Millionen Teile zerlegt denken und so fortfahren bis in das 
Unendliche, Dies heisst nichts weiter als: wir haben that- 
sächlich die Fähigkeit, mit der Vorstellung beliebig kleiner 
Strecken wieder noch kleinere uns zu denken ohne Ende, ja 
wir müssen dies sogar, wenn wir unserer Vorstellung in dieser 
Richtung erlauben, so vorzugehen, wie sie strebt. Immer 
haben wir aber bei der Vorstellung des Unendlichkleinen 
noch die Vorstellung von nicht ganz so kleinen oder viel- 
mehr von dem Fortschreiten zu immer kleineren, niemals aber 
haben wir die Vorstellung der Ewigkeit oder die des‘ Un- 
endlichkleinen der Zeit rein für sich ohne die gleichzeitige Vorstel- 
lung verschiedener beliebig klein gedachter Zeitstrecken. Dabei 
gelangen wir durchaus nicht ohne einen geistigen Sprung, oder 
sagen wir lieber — da dies missverstanden werden könnte — 
ohne Hinzuthun einer neuartigen Vorstellung auf den Zeit- 
punkt. Der Zeitpunkt ist nicht dasselbe wie die unendlich 
kleine Zeit. Man kann zwar in einem Menschen die Vor- 
stellung des Zeitpunktes erwecken, indem man ihn auffordert, 
sich immer kleinere Zeitstrecken vorzustellen, aber nur darum, 
weil er durch eine gewisse thatsächliche Aehnlichkeit nun auf 
seine Vorstellung vom Zeitpunkt geführt wird. Angenommen, 
er hätte keine Vorstellung vom Zeitpunkte, keine Fähigkeit 
dazu, so würde die Vorstellung von unendlich kleinen Zeit- 
strecken ihm dieselbe niemals geben. Ich sagte hierbei, der 
Mensch habe die Vorstellung vom Zeitpunkte. Aber auch 
das ist nur der gewöhnliche, ungenaue Ausdruck, wie man 
auch sagt, der Mensch habe die Vorstellung der Zeitstrecke — 
was, wie wir eben sahen, für sich unmöglich ist. Auch bei 
der Vorstellung des Zeitpunktes hat man ausser dem Punkte 
noch andere Vorstellungselemente vor dem geistigen Auge.
	        
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