Full text: Eine mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, das Unendliche und die Kausalität

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Darum heisst er ja Zeitpunkt, man nennt ihn nicht Raumpunkt. 
Lässt man Zeit und Raum dabei fort, so. ist noch eine Art 
Begriff vorhanden, Aber eine wirkliche Vorstellung des Zeit- 
punktes, eines bestimmten Zeitpunktes etwa in der Geschichte 
oder des Punktes der Gegenwart, ist nur möglich, wenn noch 
andere Zeitelemente damit verknüpft sind. 
Satz. Es giebt nicht die Vorstellung einer un- 
endlich langen, einer unendlich kurzen Zeit oder 
eines Zeitpunktes für sich. 
Wenn dieses wahr ist, so wird dadurch schon ein eigen- 
tümliches Licht auf die objective Wirklichkeit dieser Zeit- 
elemente für sich geworfen. Nehmen wir an, es verhalte sich 
mit der objectiven Zeit, also mit der Zeit, in der sich unser 
Leben, unser Denken und die Geschichte, wie wir sagen, ab- 
spielt, anders, wie sollten wir das wissen, wenn wir es uns 
doch nicht vorstellen könnten? Man möchte darum schon 
aus den vorigen Sätzen den Schluss ziehen, dass es auch 
objectiv .jene Zeitelemente nicht gebe. Suchen wir sie aber 
für sich zu betrachten. Hat ein vergangenes Jahrhundert 
wirklich noch eine bestimmte Länge, hat es sich in einer be- 
stimmten Länge abgespielt, wenn wir dabei von allem Inhalt 
absehen? Hat ein Jahr noch eine Länge, wenn wir absehen 
von den räumlichen Verhältnissen der Erde und Sonne und 
von den zeitlichen, die sich bei dem Umlauf zeigen? Hat eine 
Sekunde noch eine bestimmte Länge, wenn wir in derselben 
nichts erleben? Oder aber, wenn wir in derselben sehr viel 
innerlich erleben, können wir noch sagen, dass sie darum eine 
bestimmte Länge für sich habe, falls das Verhältnis zur Minute, 
zum Tage und des Erlebten fortgelassen wird? Woher wissen 
wir überhaupt, was objectiv eine Sekunde ist? Wir pflegen 
uns auf die Uhr zu verlassen. Ist die Uhr zuverlässig? Durch- 
aus nicht jede, sondern nur die gutkonstruierte Pendeluhr. Wo- 
her wissen wir, dass sie zuverlässig ist? Nur durch die Be- 
obachtung der täglichen Umdrehung der Erde, innerhalb 
derer die Uhr dieselbe Anzahl von Pendelschlägen zeigt. Wo- 
her wissen wir, dass sich die Erde stets in derselben Zeit
	        
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