Full text: Eine mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, das Unendliche und die Kausalität

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Sekunden als gleich vorstellen, so heisst das keineswegs, dass 
wir uns eine Sekunde für sich als bestimmte Zeitlänge unab- 
hängig vorstellen könnten und noch eine dazu, es heisst nur, 
dass wir die Vorstellung der Gleichheit zweier Zeitstrecken 
in Wahrheit besitzen; der Zusatz oder die Benennung Sekunde 
bedeutet aber wieder ein Verhältnis und weiter nichts — oder 
er ist gar nichts Bestimmtes. Er bedeutet das Verhältnis 
einer gewissen Zeitstrecke zu einer anderen, dem Tage oder 
der Erdrotation, Zwar haben wir nicht nötig, gerade sofort 
dabei an die Erdrotation zu denken, wir können auch an die 
Minute denken, aber bei diesem Gedanken ist ganz ohne 
Frage — wenn es nicht blos ein leeres Wort sein soll — die 
Beziehung zu anderen Zeiten vorhanden, Ein Kind, welches 
von Erdrotation noch nichts weiss, das kann sich bei dem Ver- 
hältnisse einer Sekunde nur etwas denken, was es erlebt hat, 
also etwa ein Verhältnis von Zeiten, die vergangen sind, 
während es die Zeiger der Uhr beobachtete, oder das Ver- 
hältnis von Zeiten, die in ihm vergingen, während irgend 
weiche Ereignisse, z. B, die Schulstunde, sich abspielten. 
Wirklich bildet es einzig und allein danach die Vorstellung 
Sekunde, es hat thatsächlich dabei Verhältnisse von Zeiten in 
der Vorstellung. - 
Satz von der Wirklichkeit des allgemeinen zeit- 
lichen Verhältnisses. Nur das Verhältnis von Zeiten 
ist vorstellbar, nicht die Zeitstrecke selbst. Bei- 
solchem Verhältnis für sich ist es gleichgiltig, ob 
man damit etwa den Begriff der Sekunde oder .des 
Unendlichkleinen, des Unendlichgrossen oder 
der Jahrhunderte verbindet. Wirklichkeit bekommen 
diese Benennungen nur dadurch, dass man sich wieder 
dabei Verhältnisse vorstellt, z. B. beim Verhältnis von 
einer zu drei Sekunden sich auch noch das Verhältnis von 
Sekunde zu Minute oder Erdrotationszeit vorstellt, Das hier 
gemeinte Verhältnis ist ebenso wie beim Raume kein rein 
mathematisches, sondern es ist durchaus mit der Eigentüm- 
ichkeit dessen behaftet, was wir zeitlich nennen und sonst
	        
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