Full text: Eine mögliche Wesenserklärung für Raum, Zeit, das Unendliche und die Kausalität

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gleich, sind unberechtigt und schon oben wiederlegt. Mit 
Recht könnte man sagen, die einzelnen von der Stimmgabel 
aufgezeichneten Wellen hätten gleiche Länge. Dies ist indessen 
nur dann richtig — pflegt man hinzuzusetzen, wenn das Papier, 
auf dem etwa gezeichnet wird, gleichmässig vorbeigezogen 
wird. Dies gleichmässige Vorbeiziehen hat zur Voraussetzung 
wieder die Beurteilung gleicher Zeiten für gleiche Strecken; 
wir haben also einen Zirkelschluss, wir können die Gleichheit 
auf keine Weise zeigen, auf keine Art widerlegen, dass zwei 
von uns für gleich gehaltene, auf einander folgende Zeiten 
etwa ungleich seien. Der fehlerhafte Kreisschluss wird nur 
vermieden, wenn man einzig und allein von Verhältnissen 
spricht, die sich zur selben Zeit abspielen Definieren wir: 
die Zeiten mögen gleich heissen, welche bei der Aufzeichnung 
je einer Welle vergehen, so können wir mit Hilfe dieser Gleich- 
heit die Gleichheit anderer, gleichzeitig sich abspielender Vor- 
gänge feststellen, sagen damit aber weiter nichts, als dass die 
Verhältnisse richtig sind und wir konsequent bei dem zuerst 
angenommenen Ausdrucke der Gleichheit bleiben wollen. 
Mögen wir immerhin auch künftig dabei bleiben, die auf- 
einanderfolgenden Schwingungen einer Stimmgabel der Zeit 
nach gleich zu nennen, oder wenn wir das etwa gewisser zu 
empfinden glauben, diejenigen eines Pendels oder diejenigen 
irgend eines anderen Vorganges, innerhalb dessen wir nicht 
allzu viel innerlich erleben. Mögen wir also etwa dabei 
bleiben, dass Gleichheit von aufeinanderfolgenden Zeiten be- 
deute, dass sich in unserem Geiste dabei gewöhnlich (!) ge- 
wisse Vorgänge abspielen, soviel ist für uns gewiss: die Be- 
urteilung der Welt mitsamt ihren Gesetzen hängt davon nur 
insofern ab, als man überhaupt einen willkürlichen Namen 
gebraucht, um aus einem Verhältnisse, das objektiv nur als 
solches bestehen kann, ein Element begrifflich (!) heraus- 
zureissen. Es bleibt dabei, dass man künftig nicht sagen 
wird, eine Sekunde, also die Zeit einer Pendelschwingung 
unter bestimmten Umständen, sei gleich der Minute, die darauf 
folgt, also der Zeit, die bei 60 räumlich entsprechenden Pendel-
	        
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