Full text: Ueber den kosmischen Dualismus

Ueber den kosmischen Dualismus, 13 
einen leeren Raum hindurch, ohne Vermittelung von sonst 
etwas, was die Kraft überträgt, dies scheint mir eine so 
grosse Absurdität, dass kein fähiger Physiker darauf ver- 
fallen kann.« »Und jetzt, so setzt MınL hinzu, findet Nie- 
mand die geringste Schwierigkeit darin, sich zu denken, dass 
die Himmelskörper aufeinander einwirken auch dort, wo sie 
nicht wirklich körperlich gegenwärtig sind. Glücklicher 
Weise hat NEwTON dadurch sich nicht abhalten lassen, seine 
neue Conception zu verfolgen«. Das vermeinte hier entgegen- 
stehende mechanische. Gesetz lautete kurz: »Kein Körper 
kann dort wirken, wo er nicht ist.« Und so hatte auch 
NEWTON zuvor ein entgegenstehendes, geltendes, ungerechtes 
und schädliches Gesetz zu überwinden, bevor er das wahre 
erkennen konnte; und er hat jenes überwunden. Jedoch 
bekanntlich haben noch lange Zeit nachher viele Zeitgenossen 
durch jenes frühere Gesetz sich abhalten lassen, das all- 
gemeine Gravitations-Gesetz anzuerkennen, namentlich die 
Schüler des DESCARTES, mit dessen kosmischer Wirbeltheorie, 
aber auch LEimNız, HUyYGHENS u.a. Wir müssen besonders 
rühmen, dass NEWTON hier sich entschloss, eine Wirkung 
als inductiv erwiesen anzunehmen allein aus den unabweis- 
lichen Thatsachen, obgleich deren Ursache unerklärlich er- 
schien und sogar ein vermeintes, aber allgemein anerkanntes 
Gesetz entgegenstand ; in solchem Sinne sagte er: »hypotheses 
non fingoe. — Noch näher steht uns ein drittes Beispiel, 
weil es das psychologische Gebiet berührt. Als die Philo- 
sophie der Neuzeit, selbständig geworden, gegründet wurde 
auf die Erkenntniss-Frage, hielten sich die damaligen grossen 
Metaphysiker, sich bekennend zum subjectiven Dualismus, 
durch ein altes vermeintes Gesetz für genöthigt, anzunehmen, 
das Denken und das »Ausgedehnte«, Geist und Körperwelt, 
könnten, als völlig verschiedene »Substanzen«, nicht auf- 
einander einwirken, so folgend einem schon von PLATON 
(im Timaios) angenommenen Grundsatze, nämlich »Gleiches 
könne einwirken nur auf Gleiches, nicht aber auch auf Un- 
yleiches«. Dies vermeinte Naturgesetz hat SPINOZA aus- 
gesprochen mit den Worten: »quae res nihil commune inter 
sehabent, earu m una alterius causa esse non poteste. Worauf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.