88 I. Kraft und Stoff
Fresnel es mit dieser Annahme trotzdem wagte, ist eines seiner Haupt- jetzt sta
verdienste. Er hat sich mit Recht gesagt, daß wichtiger als die an- gemeine!
schauliche Vorstellbarkeit der Grundlagen einer Theorie zunächst ein- den ent
mal ihre quantitative Durchführung ist. Stimmt diese, so findet sich Welle i
das andere gewöhnlich nachträglich von selbst und oft auf Wegen, an mit en
die man zunächst gar nicht gedacht hatte. So ging es auch im vor- periodi
liegenden Falle, freilich erst, nachdem ganz anderswoher neue Unter- kalische
lagen beigebracht waren, auf die wir sogleich zu sprechen kommen. willkürli
Zunächst versuchte man es — dies ist in erkenntnistheoretischer ergreifen
Hinsicht wiederum von ganz besonderem Interesse und bildet geradezu dieser irg
das Paradebeispiel für Situationen, wie auch heute wieder eine ganz physikali
ähnliche vorliegt — einmal wieder mit der positivistischen Hinwegdekre- ändert, ©
tierung der eigentlich hergehen
entscheidenden Pro- einerlei.
bleme. Man sagte etwa Periode
so: Der physikalische tragenen
e Begriff der Schwin- die Well
; Y / |; gung bedeutet Zzu- nach gili
= 7 A nächst eine hin und Gleichun
; / / her gehende Bewe- Zahl der
gung, und zwar denkt Diese Gl
man dabei zumeist an nicht gu
Abb. 9. Sinuskurve als graphische Darstellung einer ES DEN Bis be
Schwingung. Bewegungsform, näm- Begriffe
lich die sog. Sinus- etwas eir
schwingung, bei der der augenblickliche Abstand x des schwingenden ist, den \
Punktes von seiner Normallage graphisch als Funktion der Zeit durch haben. ]
die in Abb. 9 dargestellte Sinuskurve angegeben wird. (Das Bild ist wohl hinein
auch dem Laien unmittelbar verständlich.) Nun kann man diese selbe Lichtthec
Kurve aber auch als Bild jeder beliebigen anderen periodischen Zu- erkläre:
standsänderung gebrauchen, die nach dem gleichen Gesetz erfolgt. Schwin:
Man könnte beispielsweise die Temperatur in einem Raume durch ab- wer ode
wechselndes Heizen und Abkühlen sich so ändern lassen, daß ein selbst- sich vieln
registrierendes Thermometer diese Kurve aufzeichnete. Wir können Formalisı
das dann in erweitertem Sinne als eine „Schwingung“ der Temperatur diesem eı
u.a. Größen bezeichnen, was also gleichbedeutend mit ‚„periodischer Formalisı
Zustandsänderung‘‘ ist. Auf dieselbe Weise läßt sich auch der Begriff als solche
einer Welle erweitern. Eine solche im üblichen mechanischen Sinne lismus 1
entsteht dann, wenn eine an irgendeinem Raumpunkte erzeugte Schwin- Hier ha
gung (jetzt im eigentlichen Sinne des Wortes) sich infolge elastischer Wir seh
Bindungen oder etwa durch die Druckfortpflanzung in der Luft auf ihre Gef
die Nachbarpunkte überträgt, so daß jeder folgende ein wenig später listische‘“‘
mit einer Schwingung beginnt wie der vorhergehende. Setzen wir hier schauung: