VORWORT ZUR FÜNFTEN AUFLAGE
Wenn ein Buch, wie das vorliegende, nach nur dreijähriger Frist in
5. Auflage erscheinen kann, so bedarf seine Existenz wohl keiner Recht-
fertigung mehr. Sein Zweck ist bekannt: es soll dem Naturwissenschaft-
ler (aller Zweige) von den Ergebnissen und Problemen seines Faches
aus den Weg zu allgemeinsten philosophischen Fragestellungen, und
zwar sowohl zu den erkenntnistheoretischen wie den weltanschaulichen,
zeigen, und es soll andererseits dem philosophisch Interessierten die
Möglichkeit bieten, sich in großen Zügen, aber doch nicht nur ganz ober-
flächlich, über eben jene Ergebnisse und Probleme zu informieren,
ohne deren Kenntnis nun einmal heute alles Philosophieren in der Luft
hängt. Daß das Bedürfnis nach einer solchen Darstellung nicht nur in
Deutschland empfunden wird, hat dem Verfasser das sehr erfreuliche
Echo gezeigt, das die im vorigen Jahre bei G. Bell in London unter
dem Titel „The anatomy of modern science‘ erschienene, von Dr.
H. St. Hatfield besorgte englische Übersetzung in den Ländern eng-
lischer Zunge gefunden hat. Auch dort ist sichtlich bei den Naturwissen-
schaftlern in weitem Umfange der Wunsch vorhanden, über die Zer-
splitterung der Forschung in zahllose Einzeldisziplinen hinaus zu größe-
ren und umfassenderen Perspektiven zu gelangen, und umgekehrt auch
bei zahlreichen Nichtnaturwissenschaftlern der Wunsch, gewissermaßen
den Extrakt der naturwissenschaftlichen Forschung in lesbarer Form vor-
gesetzt zu erhalten.
Die letztere Aufgabe hat nun allerdings für den Autor eines solchen
Buches die etwas beschwerliche Konsequenz, daß er bei jeder neuen
Auflage mehr oder minder weitgehende Änderungen vornehmen muß,
um „up to date‘ zu bleiben. Das war deshalb auch diesmal nötig,
obwohl erst 3. Jahre seit der letzten Auflage verstrichen sind. Im ersten
Teile habe ich das früher weiter vorn stehende Kapitel über Kausalität
nunmehr in die diesen Teil abschließenden Erörterungen über das heutige
physikalische Weltbild hineingezogen und diese dafür in zwei, größten-
teils neu geschriebene Kapitel getrennt, von denen das erste den Sub-
stanzbegriff, das zweite das Kausalproblem behandelt. Im letzteren
bin ich der bereits in der vorigen Auflage eingeschlagenen Richtung
weiter gefolgt und habe somit den Gedankengängen der sog. „akausalen
Physik‘ jetzt noch erheblich größere, ja ausschlaggebende Bedeutung