I. Kraft und Stoff
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gelten hätte, wie das der Empirismus von jeher im Gegensatz zu Kant die
behauptet hat. Freilich würde, auch so angesehen, diese Physik des gede
Raumes immer noch völlig getrennt neben aller übrigen Physik stehen, nate
da die physikalischen Gesetze den Rahmen der geometrischen immer Kun
noch nur ausfüllen würden, ohne in einem inneren Zusammenhange EukT
damit zu stehen (s. S. 46). ah!
Es war nun ein genialer Gedanke des Hauptförderers der „Meta- Hins
geometrie‘, Riemann, daß diese letztere allgemein verbreitete Vor- gebi
stellung vielleicht falsch sein, „der Grund der Maßverhältnisse des Unte
Raumes‘‘ vielmehr auch außerhalb seiner selbst „in darauf wirkenden (d.h
bindenden Kräften gesucht werden“ könne83). Aber erst 70 Jahre N O8 N
nach Riemann ist dieser geniale Gedanke durch Einstein in die Tat iele
umgesetzt worden. Um diese Leistung zu verstehen, muß man sich maß
zunächst klarmachen, in welcher Weise Riemann den Begriff des Kine
Raumes erweitert hat. Wir dachten uns oben die Mathematiker auf Such
der Ebene oder der Kugelfläche imstande, nicht nur die Geometrie ihres hesti
zweidimensionalen ‚„‚metrischen Feldes‘, wie wir jetzt sagen wollen, zu in:
ermitteln, sondern sich auch andere solche Geometrien als ihre eigenen nd
zu konstruieren, indem sie ein dreidimensionales Feld (unseren Raum) Kin
zu Hilfe nehmen und irgendeine beliebige Gleichung zwischen den drei die
Koordinaten x, y, z desselben als zweidimensionales Feld, und zwar da,
im allgemeinen als gekrümmtes, deuten. In jedem solchen Falle gilt mat
nun aber auf einer solchen Fläche, gleichgültig wie stark und nach Ver!
welchem Gesetz sie gekrümmt ist, die gewöhnliche (euklidische) Plani- St
metrie im unendlich Kleinen, d. h. sie gilt mit beliebiger Annäherung, PPh
wenn man nur sich auf einen hinreichend kleinen Bereich beschränkt. der 4
(Ein Stückchen z. B. von einer Kugeloberfläche kann immer als eben gültig
angesehen werden.) Das läßt sich nun, wie schon oben angedeutet, jenige
auch auf unseren Raum von drei Dimensionen übertragen, und eben Sbimn
auf diesem Gedanken beruht Riemanns Leistung. Nach ihm ist der Selheı
Begriff „dreidimensionaler Raum“ so zu erweitern, daß er alle mög- tische
lichen Räume umfaßt, daß jedoch in all diesen im unendlich Kleinen des’ MV
die gewöhnliche euklidische Geometrie gilt. Man hat mit Recht dies Tische
als ein Seitenstück zu der Leistung Maxwells und Faradays in der Feld
Physik bezeichnet. Wie diese die Newtonsche Fernwirkung durch bloße
die Nahewirkung (das Integralgesetz durch das Differentialgesetz) er- gerad
setzten, so fordert Riemann in der Geometrie das euklidische Gesetz zeitlie
nur noch als Differentialgesetz (im unendlich Kleinen) und gewinnt Wir
dadurch für das Integralgesetz, d.h. für die endlich großen Bereiche, Rund
die Freiheit aller denkbaren dreidimensionalen Geometrien. Schein
Von hier zum Gipfel sind es nun nur noch zwei Schritte. Der erste erheb:
ist die Hereinziehung der Zeit gemäß der oben angedeuteten Min- N Kan
kowskischen Union. Es handelt sich in Wahrheit in der Relativitäts- Ss
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