166 I. Kraft und Stoff
Tatsachen der Kernphysik durch die Annahme des Vorhandenseins von und de
Neutronen neben Heliumkernen (x-Teilchen), freien Protonen und dieselb
Elektronen im Kern einleuchtend erklären, so daß die Neutronenhypo- ontalı
these zur Zeit viele Anhänger hat. — Was die Höhenstrahlung selbst Hicht 7
anlangt, so läßt sich mit den heutigen Methoden noch nicht mit Sicher- sonder
heit entscheiden, ob sie, wie zuerst allgemein angenommen wurde, wirk- Physik
lich eine höchst kurzwellige Röntgenstrahlung (also Wellenstrahlung), nen. V
oder eine Korpuskularstrahlung, wie es nach einigen neueren Versuchen Sich da
von Kolhörster und Bothe?®) scheint, oder wenigstens zum Teil Neu- diese ı
tronenstrahlung ist, da bei so hohen Energien (Geschwindigkeiten) die Wir
Grenzen zwischen diesen Strahlungsarten flüssig werden. Daß ein
solcher fließender Übergang zwischen Strahlung und Materie bestehen
muß, ist nach dem gesamten Bilde dieser modernen Theorien eigentlich Die
selbstverständlich. Der tiefsinnige Gedanke gewisser alter Mystiker, letzten
daß die Welt aus „gefrorenem Licht‘ bestehe, erhält durch diese Theorien daß al
einen eigentümlichen neuen Wahrheitscharakter. konver
Doch auch abgesehen von solchen ins Philosophische übergreifenden hunder
Konsequenzen verdienen die neuen Theorien die größte Beachtung; sie N STEFOrI
haben auf allen Gebieten der Physik und Chemie geradezu revolutio- überzeı
nierend gewirkt, und es ist noch gar kein Ende dieser neuen Entwick- Ersche
lung abzusehen, da die gegründete Hoffnung besteht, daß noch eine Währe
große Menge alter, bisher unlösbarer Probleme durch sie lösbar werden sahen,
können. Soviel 1äßt sich schon jetzt sagen, daß der früher unlösbar Zu. kön
erscheinende Widerspruch zwischen Wellen- und Korpuskulartheorie Weltbhi
sich bereits in einer höheren Einheit aufzulösen beginnt, allerdings um selben
den Preis, daß — wenigstens vorläufig — die Anschaulichkeit dabei gelöst ı
zuletzt fast ganz verlorengegangen ist und, ähnlich wie bei der Rela- bildes
tivitätstheorie, nur noch dem geschulten Fachmann ein wirklicher Ein- linien.
blick in die ganze Tragweite der Ideen möglich ist. Dies ist vom philo- Zunäch
sophischen Standpunkte aus entschieden zu bedauern, es steht aber gebrau
immerhin zu hoffen, daß es schließlich, wenn die neuen Ideen erst ein- aufgezi
mal hinreichend nach allen Seiten durchgearbeitet sind, doch auch gegeng,
einmal gelingen wird, sie in solcher Form zu entwickeln, daß auch der heiten
gebildete Laie das Wesentliche daran begreifen kann, wie das bei der Er geb
Relativitätstheorie schon innerhalb gewisser Grenzen möglich ist. Dies Ergsec.
ist bei der ‚,, Quantenmechanik‘“‘ um so notwendiger, als, wie wir jetzt evil. eı
sehen wollen, ihre philosophischen Konsequenzen noch viel weiter Konsts
tragen als die der Relativitätstheorie. welch |
Indem wir nunmehr zur Erörterung dieser Konsequenzen übergehen, Jeiten: 1
schließen wir zugleich unsere Darstellung des Gesamtbildes der heutigen schen
Physik und Chemie inhaltlich in gewissem Sinne ab. Es gehen hier also EB q
philosophische und physikalische Fragen ohne scharfe Grenze ineinander rungen
über. Im Vordergrunde werden dabei die beiden Probleme der Substanz Wie'm