Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

174 I. Kraft und Stoff 
aus denen er methodisch abgeleitet ist, aber doch dies, daß die wirklich Ed 
letzten Weltelemente notwendig erst am Ende einer Reihe von Defi- fol} 
nitionen stehen können, deren Anfang im Gebiet der täglichen Erfah- Au 
rungen liegt. Von dieser Seite her ist also gegen die oben aufgestellte lebı 
These nichts Ernsthaftes einzuwenden, es ist vielmehr gar nichts anderes 10: 
zu erwarten. Trotzdem ist nun mit dieser These doch eine gegenüber Me 
allem Früheren wesentlich neue Situation geschaffen. Alle bisherigen Jah, 
Begriffsdefinitionen der Physik bleiben, wenn sie auch noch so abstrakt KO 
sind und dem Neuling auf den ersten Eindruck hin oft seltsam und fremd- für 
artig vorkommen, doch innerhalb des Rahmens unserer Anschauungs- Dre 
welt, die, wie Kant ganz richtig gesehen hat, durch die beiden An- dies 
schauungsformen Raum und Zeit und die beiden Hauptkategorien Sub- Ph 
stanz und Kausalität ihr Gepräge erhält. Die „Masse“ ist ein anschau- kan 
licher Begriff letztlich deshalb, weil sie sich ohne weiteres mit dem St, 
„Substanz“‘“-Begriff identifizieren läßt. Die Energie ist zwar etwas ab- PT 
strakter, und es hat daher eine ziemliche Zeit gedauert, bis sich die Men- beg 
schen entschließen konnten, ihr den Platz einzuräumen, den bis dahin SEM 
der ungleich anschaulichere, weil weit anthropomorphere, Kraftbegriff bzw 
innegehabt hatte. Aber man hat sich zuletzt doch an sie gewöhnt, daz 
weil auch sie in das gewohnte Schema noch hineinpaßt. Die Welt besteht, der 
wie wir zu Anfang dieses Buches sagten, für den naiven Betrachter joki 
zunächst aus gewissen Substanzen, d.h. irgendwelchen Etwassen, die “a 
den Raum erfüllen, und aus Vorgängen, die sich dann an und in diesen dars 
Substanzen vollziehen. Dieses Geschehen erweist sich bei genauerem SE 
Zusehen als ein niemals abreißendes: hört es an einer Stelle scheinbar Pr) 
auf, so geht es — wenn auch vielleicht vorläufig unsichtbar — an einer & 
anderen Stelle in einer anderen Form weiter, man kann es daher auch Ma 
selbst in ähnlicher Weise wie die Substanz selbst messen und dann fest- mul 
stellen, daß diese Quantität, also sozusagen die Menge des Geschehens, gefä 
ebenso wie die Menge des schlechthin Vorhandenen (der Substanz) in grifl 
der Gesamtnatur unverändert bleibt. Dies ist der eigentliche Sinn Diny 
des Energiesatzes, und eben deshalb ist er zuletzt als ganz anschaulich Wel 
erlebbar empfunden worden, da wir Beispiele genug aus der täglichen sche 
Erfahrung heranziehen können, die uns die (wenn auch nur angenäherte) das 
Konstanz der Energie zeigen. Diese Möglichkeit der Veranschaulichung nehr 
hört nun aber beim Wirkungsbegriff, wie es scheint, auf. Wir können A 
uns wohl den Quotienten von Energie und Zeit, d. h. die pro Zeiteinheit der 
umgesetzte Energie, die sog. „„Leistung‘‘ oder den „Effekt“, anschaulich ober 
vorstellen, dieser Begriff gehört heute sogar dank dem Auto und Radio Qua 
zu den populärsten Begriffen: jeder Schuljunge wirft heute mit Watt, (as 
Kilowatt und PS um sich, was alles Leistungseinheiten sind. Dagegen und 
hat ein Produkt aus Energie und Zeit für uns zunächst keinen anschau- a d 
lichen Sinn, da es in unserer täglichen Erfahrungswelt nicht vorkommt. CINC
	        
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