Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

16. Das Problem der Kausalität 189 
Natur- zustellenden Magnetfeldes. Hier sind Ursache und Wirkung gleich- 
h die zeitig da, trotzdem behält — diese Bemerkung ist für das Folgende 
aller- von grundsätzlicher Bedeutung — das Verhältnis beider seinen ein- 
ente‘““ deutigen Richtungssinn. Ursache und Wirkung sind auch hier nicht ver- 
nach tauschbar. Niemand bezeichnet den Druck im Dampfkessel als Ursache 
vissen der hohen Temperatur oder das Magnetfeld als Ursache des Stromes, 
setze wenn man ihn unvorbereitet (durch allerlei erkenntnistheoretische Spitz- 
l, UV findigkeiten) danach fragt. Und hieran darf man sich auch nicht da- 
VG l durch irremachen lassen, daß bei näherer physikalischer Besinnung 
n wir sich die Dinge scheinbar etwas anders herausstellen. Für den Physiker 
ckung ist es klar, daß bei gesättigtem Dampf (d.i. Dampf, der mit seiner 
cn 144) Flüssigkeit im Gleichgewicht steht) je ein bestimmter Wert der Tempe- 
hr zu ratur mit einem solchen des Druckes zusammengehört. Man kann die 
ımten Temperatur im Kessel automatisch auch dadurch steigern, daß man 
1aben beispielsweise durch eine Druckpumpe Dampf hineinpreßt. Man kann 
[athe- sich auch physikalisch klarmachen, daß sich das Magnetfeld vom Strom 
Phy- aus tatsächlich mit endlicher, wenn auch sehr großer Geschwindigkeit 
igent- (der Lichtgeschwindigkeit, s. oben) erst ausbreitet, in diesem Sinne 
anzu- also tatsächlich behauptet werden könnte, daß der Strom vor dem 
Magnetfeld da wäre. Allein das weiß eben auch nur der Physiker, nicht 
äuch- der Laie, und trotzdem bezeichnet auch dieser ganz ohne jedes Besinnen 
ntlich den Richtungssinn des Kausalverhältnisses richtig, obwohl für ihn Strom 
Swegs und Magnetfeld gleichzeitig vorhanden sind. Was er meint, ist also auf 
1erein jeden Fall keine Sukzession wie in jenen erstgenannten Fällen, sondern 
‚etwa eine gesetzmäßige Koexistenz, die trotzdem mit dem Richtungssinn 
ntnis- behaftet ist. 
es für Eine dritte Art kausaler Urteile haben wir in solchen Sätzen wie dem, 
wöhn- daß die Ursache der Spaltung der Erbanlagen in den bei der sog. Re- 
nden:: duktionsteilung stattfindenden Vorgängen an den Chromosomen (siehe 
gung S. 358) oder die Ursache des Gewitters in. gewissen luftelektrischen 
Gras- Vorgängen zu suchen sei. Hier wollen wir offenbar mit dem fraglichen 
Nilde, Satze aussagen, was eigentlich hinter den betreffenden Erscheinungen 
Vesen steckt, worin sie im Grunde eigentlich bestehen. Das Wort ‚„‚Ur-Sache‘ 
chei- ist hier also in engerem etymologischem Sinne gebraucht. 
sam- Eine vierte Art von kausalen Urteilen ergibt sich auf folgende Weise: 
leren Der Erblichkeitsforscher stellt etwa fest, daß die hervorragend begabten 
; vor- Genies eines Landes in viel höherem Grade als sonst im Durchschnitt 
hdem zwei Menschen desselben Gebietes miteinander verwandt sind. Kr 
ichen folgert daraus, daß demnach die Begabung in der Hauptsache durch 
erbliche Anlagen bedingt oder verursacht sein müsse, und jeder an 
nder- naturwissenschaftliches Denken Gewöhnte wird ihm darin recht geben, 
sache wenn nicht etwa aus anderen Gründen jene Häufung der Verwandt- 
ı fest- schaft unter den Begabten erklärt werden kann. Ebenso stellt der
	        
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