L90 I. Kraft und Stoff
Meteorologe fest, daß mit der Zahl der Sonnenflecken, die in Perioden Zu
von etwa 11 Jahren Maxima und Minima aufweist, auch gewisse mete- al
orologische Erscheinungen sich periodisch ändern. Er schließt wieder-
um, daß zwischen beiden irgendein uns freilich einstweilen undurch-
sichtiger ‚Kausalzusammenhang‘“ bestehen müsse. Es gibt ganze
Wissenschaftszweige, die auf derartige statistische Verfahren in der
Hauptsache angewiesen sind, u.a. die menschliche Erbforschung. In
allen diesen kommt es stets darauf an, festzustellen, ob der zwischen
zwei oder mehr Erscheinungen bestehende ‚Korrelationskoeffizient““ N
größer ist, als nach der allgemeinen Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. X
Ist das der Fall, so ist ein „„kausaler Zusammenhang“ der fraglichen ur
Erscheinungen wahrscheinlich gemacht. Jedoch wird damit nicht etwa de
ohne weiteres behauptet, 4 sei die Ursache von B, sondern es wird Di
zumeist so sein, daß beide Wirkungen eines und desselben dritten Kom- he
plexes € sind. wi
Auf weitere Unterscheidungen innerhalb der kausalen Urteile wollen un
wir an dieser Stelle nicht eingehen. Zu einer ausführlichen Theorie de:
der Kausalität!*) sind sie natürlich unentbehrlich, so vor allem die ha
Unterscheidung zwischen sog. „wirkenden Ursachen‘ und ‚‚Gelegen- Di
heitsursachen‘‘ (erstere ist z. B. bei einer elektrischen Schelle der Strom, en
letztere der Druck auf den Knopf) u. a. m. Überblicken wir das bisher
Gesagte, so ergibt sich folgendes: Es handelt sich bei kausalen Ar
Urteilen stets um Aussagen über Koexistenzen oder Suk- de:
zessionen von Erscheinungen oder Erscheinungsgruppen, bel
die als nicht zufällig, sondern notwendig (gesetzmäßig oder Wie
mindestens regelmäßig) vorgestellt werden. Dabei wird entweder we
die eine 4 als die Ursache, die andere B als die Wirkung (oder auch oh;
mehrere 44, 4, usw. als die Ursachen der Wirkung B) bezeichnet, Gl
oder aber es werden sowohl 4 wie B als Wirkungen desselben dritten Gl
Komplexes € (C,, C,,...) gedacht. In beiden Fällen. ist der ihr
Richtungssinn Ursache > Wirkung nicht umkehrbar. Kine Ab
Theorie der Kausalität muß offenbar zunächst einmal diese beiden ges
Hauptmerkmale des Kausalitätsbegriffs: die Notwendigkeit und den Z.
Richtungssinn, erklären. Sie muß dann zweitens aber auch uns eine erh
Antwort auf die Frage geben, bis wie weit denn nun diesen beiden Be- ma
griffen objektive Geltung zuzuschreiben ist, oder was in Wahrheit etwa der
ihnen zugrunde liegt. Nun gab es schon vordem Kausaltheorien fast klä
ebenso viele, wie es philosophische Systeme gibt, und neuerdings ist das kei
Problem gänzlich unübersehbar geworden durch die Entwicklung, die das
die Dinge in der neuesten Physik genommen haben. In den vorigen sun
Auflagen dieses Buches war ich in einem weiter vorn stehenden Kapitel ger
auf die älteren Theorien zum wenigsten in den allerwichtigsten Punkten nic)
eingegangen. Ich muß jetzt, um Platz für das noch wichtigere Neue der