4 I. Kraft und Stoff
der Leser in den Lehrbüchern der Philosophiegeschichte nachlesen möge), ermitt
mußte es nun möglich sein, jeden Stoff in jeden beliebigen anderen bis zu
umzuwandeln, wenn man nur herausbringen konnte, welche Formungs- Alkali
prinzipien auf den vorhandenen Stoff einwirken müssen, um das Ge- Ab
wünschte zu erreichen. Auf diesen Gedanken zu kommen, lag schon SASER:
deshalb äußerst nahe, weil ja doch durch die Einwirkung solcher Natur- Forder
kräfte wie der Wärme tatsächlich, wie wir heute sagen, chemische Um- Zn
wandlungen ausgeführt werden können. „Elemente“ im Sinne dieser AS DA
Lehre sind dann nicht sowohl unzerlegbare Grundstoffe (wie wir das Bere
Wort auffassen), sondern es sind die reinsten Vertreter der einzelnen fang d
formenden Prinzipien, so das Wasser die Verbindung des Kalten mit des Sy
dem Feuchten, die Luft die Verbindung des Kalten mit dem Trocknen selber
usw. (Nach unserer Auffassung sind die „„Elemente‘‘ der Alten also N) El
sozusagen Kreuzungen von Aggregatzustand und Temperatur.) Die sich m
mittelalterlichen Alchimisten versuchten, von dieser Lehre ausgehend, das it
bekanntlich die Umwandlung unedler Metalle in edle Metalle zu be- 1560 6
wirken. Auf dem Boden der Aristotelischen Auffassung war das selbst- dem R
verständlich möglich, und wir wissen heute, daß sie bzw. Aristoteles denn 8
damit sogar letzte Erkenntnisse über den Aufbau der Materie vorweg- aM
genommen haben, die erst der heutigen Wissenschaft klar geworden aller D
sind. Damals indessen mußten solche Versuche scheitern an der prak- KW
tischen Unmöglichkeit, mit den Mitteln der gewöhnlichen Chemie eine 18 08
„„‚Transmutation‘“ der heute so genannten chemischen Elemente zu 4 N
bewerkstelligen. Dies eingesehen zu haben und damit den neuen, bis SS
heute geltenden Elementbegriff geschaffen zu haben, ist eben das angede
Verdienst Boyles. Man muß sich, um die Größe dieses Verdienstes SI
richtig einschätzen zu können, klarmachen, ‚eine wie harte Zumutung Men
Boyle dem einfachen Denken damit stellte, daß er nunmehr lehrte: Ha
In dem roten Mineral Zinnober z. B. stecken tatsächlich die beiden e a
Stoffe Schwefel und Quecksilber als solche drin. Der Zinnober „besteht“ . ar .
aus ihnen, so wie etwa ein Haus aus Ziegelsteinen, Mörtel und Balken di “
besteht oder ein Gewebe aus Faden und Einschlag. Diese Behauptung 8 len!
ist durchaus paradox, denn es ist ja doch von den Eigenschaften beider ns
‚Elemente‘ nichts wahrzunehmen, sobald sie sich „verbunden‘‘ haben. Li =7
Um den Preis dieses Paradoxons aber löste sich nun allmählich der un- Na —2
entwirrbare Knäuel der zahlreichen Einzelentdeckungen, die die Al- Die Er
chimisten bereits gemacht hatten, und derer, die nun noch dazu gemacht eine fas
wurden. Es dauerte freilich noch einmal 100 Jahre, bis Lavoisier end- nunme]l
gültig das System der Elemente auf die richtigen Grundlagen stellte, K; Ca,
bis dahin führte ein Irrtum, die Stahlsche Phlogistonlehre, die For- Rb, Sr,
schung noch lange Umwege. Krst Lavoisier hat das Programm ih denn
Boyles endgültig auszuführen begonnen, und dann hat in weiteren Außerd
150 Jahren die Chemie das System der Elemente so gut wie vollständig