17. Der Erkenntnisprozeß in der Physik 217
vie sie Gesetze, Aus diesem Sachverhalt ergeben sich eine Reihe erkenntnis-
n. der theoretischer Fragen. Zunächst: Was ist überhaupt ein physikalischer
rgend Begriff, wie Temperatur, Elektrizitätsmenge, Dichte, Kapazität oder
. Pro- dergleichen, und wie verhält sich der Begriff zum Meßverfahren?
schen Zum anderen: Worauf gründet sich die Aufstellung der Gesetze und
Doch wie verhält sich das Gesetz zum KEinzelfall? Zum dritten:
echen Was heißt eigentlich jenes Erklären? Und was bedeuten die dabei
auftretenden Hypothesen? — Da wir die letztere Frage bereits früher
übrig, vorweggenommen haben, so bleiben uns hier nur die beiden ersten noch
urzen zu erörtern übrig, d. h. also einerseits das Problem der physikalischen
c An- Begriffsbildung und andererseits das Induktionsproblem, denn das
nfang Verfahren der Aufstellung eines generellen Gesetzes aus einzelnen Fällen
1eorie wird bekanntlich als Induktion bezeichnet.
Nahr- Wir betrachten zuerst kurz
ntlich
d. die a) Das Problem der physikalischen Begriffsbildung
°hlich und knüpfen hier an das S. 62f. bei Gelegenheit des Temperaturbegriffs
1eorie Gesagte wieder an. Für die gewöhnliche realistische Auffassung der
/aren, Physik ist das Thermometer zunächst ein Apparat, den man einführt,
ocke um die „wirkliche‘‘ Temperatur eines Körper festzustellen, im Gegen-
‘ Zeit satz zu dem leicht zu täuschenden Wärmegefühl (s. oben). Hiergegen
n den wendet sich nun aber eine große Zahl neuerer Erkenntnistheoretiker,
Aus- nämlich der ganze sog. Konventionalismus. Für ihn gibt es nicht
Welle drei verschiedene Dinge: Empfindung, physikalischer Wärmezustand
+ Er- und Thermometerablesung, sondern nur zwei: Empfindung und Thermo-
‚eore- meterangabe. Die letztere ist für den Physiker — so sagt der Kon-
ı un- ventionalist — die Temperatur. Das erkenne man schon daraus, daß
ein Quecksilberthermometer ja in Wahrheit andere Angaben liefere
als ein Weingeistthermometer. Welche Temperatur sei denn da die
„Wirkliche‘“? Und auch wenn wir jetzt Gase als Thermometersubstanz
uerst wählen, wodurch anscheinend zunächst die Willkür ausgemerzt wird,
dies weil alle Gase gleiche Wärmeausdehnung zeigen, erweist es sich doch
1 ist; bei näherer Untersuchung wiederum als notwendig, eine Konvention
dann darüber einzuführen, welches Gas Thermometersubstanz sein soll, da
piels- in Wahrheit die einzelnen Gase nach Regnaults genauen Unter-
' und suchungen ja doch wiederum kleine Unterschiede in ihrem Ausdehnungs-
das koeffizienten zeigen. Tatsächlich folgte ja auch historisch auf das Luft-
; die thermometer zuerst das Wasserstoffthermometer und dann das Helium-
ijonal thermometer. Beruht nun die Wahl des letzteren wirklich zuletzt auf
gra- einer reinen Konvention? Die Antwort, die wir vom realistischen
etzte Standpunkte aus hierauf erteilen, heißt: Nein. Denn in Wahrheit
‘ung wählen wir das Helium eben deshalb, weil dieses Gas sich als das
ven „idealste‘“ erweist, d. h, weil bei ihm am weitestgehenden die Forderung