Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

17. Der Erkenntnisprozeß in der Physik 219 
führte stimmten physikalischen Objekten bestimmte Zahlen zu- 
jieder- geordnet werden sollen. Solange nicht festgelegt wird, wie diese 
SEO: Zuschreibung geschehen soll, ist die Größe selbst noch nicht festgelegt, 
solche und die Angaben über sie sind sinnlos.“ Carnap unterscheidet dann 
Mole- bei jeder physikalischen ‚,Begriffsdefinition‘““ fünf Stufen, zwei „topo- 
; Tem- logische‘‘ und drei „metrische‘“. Es muß zunächst festgesetzt werden, 
ß als was es heißt, daß zwei Größen der betreffenden Art (z. B. zwei Massen, 
Va Gewichte, Kräfte, Elektrizitätsmengen usw.) gleich seien, zweitens, 
immt, was es heißen soll, daß die eine größer sei als die andere, und diese 
at den beiden Beziehungen müssen „transitiv““ sein (d.h. wenn 4 = B und 
OrI0O- B=C, so muß auch 4 = C sein). Hierauf folgt die Festsetzung der 
chsten Metrik: es muß zunächst die „Skalenform“‘“* bestimmt, d. h. festgesetzt 
ß der werden, unter welcher Bedingung die Differenzen zweier Größen der 
ST betreffenden Art (Skalenstrecken) gleich heißen sollen, dann muß ein 
| nicht Nullpunkt und schließlich eine Einheit festgestellt werden. Daß diese 
dieses fünf Punkte tatsächlich bei jeder Definition der Messung einer physi- 
on der kalischen Größe vorkommen, ist leicht einzusehen und wird von Carnap 
metrie an einigen Beispielen gezeigt. Der Realist wird indessen immer noch 
gliche gegen die ganze Deduktion einwenden, daß sich das Ganze eben nur 
d um- auf die Messung, nicht jedoch auf die Erklärung des Begriffes selbst 
heorie) beziehe. 
| aller Die Frage präzisiert sich demnach so: Ist es richtig, daß der Begriff 
> weist Zeit oder Energie oder Lichtintensität od. dgl. nur einen Sinn hat, sofern 
diesem „bestimmten physikalischen Objekten bestimmte Zahlen zugeordnet 
e Stel- werden sollen‘? Oder bestehen diese Begriffe (wenigstens viele von 
An die ihnen) bereits vor jeder Zuordnung von Zahlen? Dem Verfasser scheint 
ts er- die letztere Antwort doch die richtigere zu sein. Es ist nicht recht einzu- 
rweist sehen, inwiefern diejenigen Begriffe, welche die Physik mit der täg- 
Begriff lichen Erfahrung schon des primitivsten Menschen gemein hat, z. B. 
lt dies der Begriff der Zeit, der Temperatur, der Lichtstärke und Tonstärke usw., 
schon in dieser primitivsten Erfahrung auf Zahlen bezogen sein sollen. 
| Fach- Der Unterschied zweier Zeitlängen oder zweier Tonstärken oder Ton- 
HE höhen drängt sich schon dem Kinde und dem Wilden auf, ehe sie auch 
hriften nur eine Ahnung von Zählen und Messen haben, und Begriffspaare wie 
Studie laut und leise, lang und kurz, hell und dunkel finden sich deshalb auf 
SAND jeder Stufe menschlichen Denkens. Soll man nun von einem Wilden 
le sagt oder einem Kinde sagen, sie haben keinen Begriff von Tonstärke oder 
. Lichtintensität, weil sie nicht wie der geschulte Physiker imstande 
B. die sind, der Skala ihrer Empfindungen Zahlen zuzuordnen? Das hieße 
SE doch wohl, das Kind mit dem Bade ausschütten. Naturgemäßer er- 
ung SEI scheint es dem Verfasser wie auch zahlreichen anderen neueren und 
1, daß älteren Naturphilosophen (z. B. Höfler, Poske, Volkmann, Frost), 
aß be- in der Begriffsbildung eben zwei oder nötigenfalls noch mehrere Stufen
	        
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