17. Der Erkenntnisprozeß in der Physik 2923
vr doch beiden von Galilei‘ gefundenen einfachen Gesetze nur auf Grund
ie viel einer gewissen Stilisierung oder Idealisierung des Problems zustande
kommen. Es ist bei ihnen vom Luftwiderstande, der Reibung u. a. Stö-
ne das rungen abgesehen. Nach dem Konventionalismus oder Rationalismus
> Stufe ist nun dieses Idealisieren eben das Mittel, durch welches der Verstand
s han- sich sozusagen die Erscheinungen handgerecht macht, weiter nichts.
> zum Dies wäre richtig, wenn sich nachweisen ließe, daß man es
erung auch ganz anders hätte machen können, aber gerade das
bereits Gegenteil ist der Fall. Der Luftwiderstand usw. ist ja nicht etwa
zwecks Vereinfachung des Fallproblems ersonnen, sondern eine Tat-
in der sache für sich, die man besonders studieren kann und studiert (in den
Ratio- aerodynamischen Versuchsanstalten). Wir können seine Gesetze zu-
ist. die nächst einmal empirisch ermittelt denken (ob sie sich theoretisch
‚en. die weiter zurückführen lassen, ist eine Sache für sich), und wir können
weil er dann auf Grund der Kenntnis dieser Gesetze den ‚Fall im widerstehenden
sitivis- Mittel‘ mittels verwickelterer Formeln, welche an die Stelle der ein-
Dig er- fachen Galileischen treten, schon sehr viel exakter beschreiben. In
sagen ganz derselben Weise können wir dann auch die weiteren ‚„Fehler-
hlreich quellen‘: die Rotationsenergie der rollenden Kugel, die Reibung usw.,
ung — mit berücksichtigen und uns so mit immer steigender Exaktheit, aller-
haftet. dings auf Kosten der mathematischen Einfachheit, dem wirklichen
hinzu, Sachverhalt nähern. Dieses ganze System von aufeinander-
la eine folgenden Annäherungen ist nun aber — das ist das Entscheidende
ılb ge- für unsere Frage — an keinem einzigen Punkte willkürlich
n eine konstruiert, sondern jeder seiner Teile ist uns von der Natur wieder
gerade auf ganz anderem Wege unmißverständlich aufgedrängt. Wir wissen
ı wäre, ganz sicher schon von anderswoher, daß beim Fall der Kugel auf der
[uemer schiefen Ebene Reibung auftreten muß, daß dabei ein Teil der Energie
n sich sich in Rotation umsetzen muß usw. Dies alles sind also alles andere
it der eher als „Konventionen zur Vereinfachung des Fallproblems‘‘, es sind
r zum vielmehr gegebene Unterprobleme oder Vorfragen, an denen wir
rigens gar nichts ändern können. Die „Stilisierung‘“ bei Galileis Gesetzen
daran besteht nur darin, daß wir ganz bewußt unter Absehen von diesen
an, ob Nebeneffekten zuerst nur den einen Einfluß, das konstante Schwerefeld
solcher der Erde, betrachten. Erst nachdem wir damit die Wirkungsweise der
mMmen- Hauptursache geklärt haben, können wir dann weiter darangehen, die
diesem der Nebenursachen hinzuzufügen, und ganz ebenso verfährt der Physiker
welche überall. Schon Galilei sprach in diesem Sinne von der Analyse und
n, um Synthese der Erscheinungen (resolutiver und kompositiver Me-
reimal thode). Volkmann hat für das ganze Verfahren den Ausdruck „Prinzip
nderes der Isolation und der Superposition‘“ geprägt!®%). Wenn der Kon-
zesetze ventionalist recht hätte, müßte die ganze Physik völlig anders aus-
aß die sehen. Es würde dann nämlich weitaus das ‚Einfachste‘ und ‚‚Denk-