17. Der Erkenntnisprozeß in der Physik 241
n jedoch verschiedenen Maßen zu messen unternimmt, und ich habe mich nicht
es, etwa überzeugen können, daß Erich Becher, mit dem ich darüber vor
age vor- einiger Zeit eine eingehendere Auseinandersetzung gehabt habe1%),
dpunkte meine diesbezüglichen Bedenken widerlegt hätte. Zum anderen erkennt
us‘ ver- die heutige Physik aber, wie wir sahen, ebensowenig mehr die beiden
191) so- Kategorien „Substanz“ und ‚„Kausalität‘“ als grundlegend an, so daß
Die Ant- auch gegen alle Versuche, die transzendentale ‚Geltung‘ der Kausalität
bereits zu retten, heute das Bedenken zu erheben wäre, daß die Erkenntnistheorie
diesen päpstlicher als der Papst, will sagen: realistischer als die Realwissen-
schaft selber verführe, wenn sie hieran unbedingt festzuhalten suchte.
er Satz, Was die Physik vielmehr noch gebraucht, ist — wenn eine genaue
te Wirk- Definition auch heute noch nicht streng zu geben ist — jedenfalls ein
annerhalb Etwas, was immer Materie und Energie, Substanz und Wirkung zu-
an sich“ gleich ist und was in der „Welt“ der Relativitätstheorie in einer vier-
Jaß nun dimensionalen Mannigfaltigkeit (dies Wort ganz abstrakt mathematisch,
Stzchen“ nicht geometrisch anschaulich genommen) geordnet ist. So landet
ehungen die Physik tatsächlich bei dem Satze, den neuerdings Driesch als Aus-
„physi- gangspunkt seiner ebenfalls kritisch realistischen Erkenntnistheorie19%)
ch nicht so formuliert hat: Ich habe bewußt geordnetes Etwas, oder, anders
Grund- ausgedrückt, es ist so, wie Eddington sagt: „Gib mir Materie und
en kriti- Bewegung, sagte Descartes, und ich werde das Weltall schaffen. Der
er Regel Geist macht es umgekehrt (scil. in der heutigen Physik). Gib mir eine
-alischen Welt — eine Welt mit Beziehungen —, und ich werde Materie und Be-
192), der wegung schaffen“ („Raum, Zeit und Schwere“, S. 202). Nur dürfen
mus ist, wir dabei nicht übersehen, daß dies Ergebnis in der Physik nicht
Nachweis die Folge erkenntniskritischer Selbstbesinnung, sondern die
n räUm: (in gewissem Sinne allerdings antizipierte) abschließende Formu-
manente lierung des Erkenntnisinhalts bedeutet. Wir haben schon oben
TANSZEN- (bei der Erörterung des Kontingenzproblems) durchblicken lassen, daß
Becher dies Zusammentreffen der letzten Grundlagen, eben darum, weil es
x stehen nicht, wie die Aprioristen meinten, durch apriorische Setzungen, son-
in. diesen dern durch a posteriori ermittelte Konvergenzen herbeigeführt wurde,
‚ist, als vielleicht — oder dürfen wir sagen, wahrscheinlich ? — auf eine Rehabili-
A Nach tierung des alten Glaubens an die rationale Grundlage der objektiven
;h räum- Welt (Platos Lehre) hinausläuft. In diesem Sinne sagt ein anderer
Bestim: gründlicher Kritiker der Relativitätstheorie, Winternitz, am Schlusse
ındlagen seines vortrefflichen Buches1%) über diese: Vielleicht fällt Licht in
zeitliche dieses Dunkel (des Erkenntnisproblems), wenn wir bedenken, daß nicht
wie die nur unsere Vernunft ein Teil der Natur ist, sondern daß auch die Natur
setonung irgendwie an der Vernunft teilhaben muß. Sehen wir nicht mehr in
Union“ Vernunft und Natur zwei weltenweit geschiedene Reiche, die nichts mit-
theorie einander gemein haben, so müssen wir doch nicht darum die Vernunft
Zeit mit einer entgeistigten Natur angleichen, sie zum bloßen biologischen Werk-
Bavink, Ergebnisse. 5. Aufl. ?
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