Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

242 I. Kraft und Stoff 
zeug, zur „Laterne des Willens“ herabsetzen, sondern wir haben eben- fes 
soviel Grund, in der Welt außer uns die Macht wirksam zu glauben, Die 
für die und durch die allein es überhaupt eine Welt gibt: die „Vernunft“. Po: 
Wie dem auch sei, soviel zeigt diese kurze Andeutung wohl zur Genüge, 
daß wir hier an dem Punkte stehen, wo die vom bisherigen kritischen Rea- ac 
lismus (mit Recht) scharf gezogene Grenze zwischen ihm und dem „physi- * | 
kalischen Realismus‘‘ zu fließen beginnt. Die einzige von ersterem wirk- al 
lich notwendig zu postulierende, auch transzendental (d.h. auch mit Sal 
Bezug auf die Dinge an sich) geltende Kategorie der Ordnung **”) kann kei 
nicht mehr sehr wesentlich verschieden sein von der Ordnung, die | 
die „Welt“ der Relativitäts- und Quantentheorie kennzeichnet, denn en 
auch diese letztere ist ja keine „Anschauungsform‘® mehr, sondern nur 
noch das abstrakt mathematische Schema (s. oben S. 129, 175). Ein Grund, ) 
zwischen beiden zu unterscheiden, ist dann kaum mehr ersichtlich. Es CN 
sei nebenbei bemerkt, daß „Ordnung‘‘ in diesem Sinne Unterscheid- eu 
barkeit und daher Zählbarkeit mit umfaßt, denn damit überhaupt at 
etwas geordnet werden kann, muß natürlich zuerst eines vom anderen iv 
unterschieden werden, und was unterschieden werden kann, kann auch 5] 
gezählt werden. In die transzendentale Geltung der „Ordnung‘‘ ist nr 
aber dann weiterhin auch alles das eingeschlossen zu denken, was oben Sir 
über die Realität der ‚Universalien‘‘ gesagt wurde. Wer Ordnung a 
sagt, sagt Beziehung, und die Funktionsgleichungen der mathematischen Dal 
Physik sind nichts anderes als die Ausdrücke für solche Ordnungs- der 
prinzipien, die aber eben — dies behaupten wir gerade im strikten N Hiz 
Gegensatz gegen allen bloßen Nominalismus — nicht nur von uns in die nt 
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Dinge hineingetragen wurden, um sie uns übersichtlich und praktisch zu- SD 
gänglich zu machen, sondern die von uns an den Dingen festgestellt en 
werden (wenn auch nur mit steter Annäherung an die Wahrheit), Auf 
Hiermit stehen wir zugleich bei dem zweiten Grundproblem der Er- hat 
kenntnistheorie, der alten Frage: Was ist Wahrheit?! Wir haben diese 
in den ganzen vorigen Erörterungen bereits implizite und im letzten 
Kapitel auch schon mit ausdrücklichen Worten beantwortet, Die 
Wahrheit wird (wenigstens in der Physik und in der Realwissen- 
schaft überhaupt) nicht vom Geiste erzeugt, sondern nur er- 
faßt, freilich nur in einem Prozeß unendlicher Annäherung. Lichten- 
berg behält unseres Erachtens recht mit seinem Wort: Die Wahr- 
heit ist die Asymptote der Forschung. Unsere Wirklichkeits- 
erkenntnis ist kein ewig über den Dingen schwebendes, allein auf 
Konventionen und Definitionen beruhendes Begriffsgerüst zwecks 
‚„‚denkökonomischer‘“ Orientierung, sondern sie bietet ein der Wirk- 
lichkeit, d.h. einem vor aller Erkenntnis bereits bestehenden objek- 
tiven Sachverhalt immer adäquater werdendes Bild. Der entscheidende 
Grund für diese unsere Ansicht von der Sache ist die erfahrungsmäßig
	        
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