II. Weltall und Erde 245
ist also durch den Stoff und nicht durch die Methode in erster Linie
bedingt, wie insbesondere Erich Becher in seinem tiefgründigen
Buche ‚,Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften‘‘1%) wohl nun-
mehr unwiderleglich dargetan hat.
Auf die Frage der Eindeutigkeit der Naturgesetze brauchen wir an
dieser Stelle nicht noch einmal einzugehen. Praktisch gelten die physi-
kalisch-chemischen Gesetze in makroskopischen Dimensionen, wie wir
sahen, mit unbegrenzter Genauigkeit, so daß wir ohne einen merklichen
Fehler für den nunmehr vorliegenden Zweck das klassische determi-
Auskunft nistische Weltbild zugrunde legen dürfen, indem wir uns nur vorbe-
»setze der halten, nötigenfalls auf die Frage der Abweichungen von der strengen
wir dieses Kausalität einzugehen, wenn dies ein besonderer Fall erfordern sollte.
en „theo- (Wir werden sehen, daß in der Biologie ein solcher Fall vielleicht vor-
le, diesem liegt.) Nach diesem klassischen Bilde ist (vgl. S. 59f.) durch den gegen-
dem, was wärtigen Weltzustand und die Naturgesetze der Zustand in Vergangen-
lich „ver- heit und Zukunft eindeutig bestimmt, und praktisch läuft ja in der Tat
ı pflegten jede derartige Wissenschaft, wie z. B. die Astronomie, auf solche Voraus-
‚egenüber- berechnungen und Rückwärtsberechnungen hinaus.
echend in Es fragt sich, was unter so bewandten Umständen die Wissenschaft
‚emie und denn nun über die ‚„Existentia‘‘ oder den ‚historischen Urbau“ er-
mitteln kann und ermittelt hat. Drei Hindernisse stehen praktisch dem
lung der Streben nach solcher Erkenntnis entgegen. Wir kennen zum ersten
‚ bekannt- bisher nicht das Grundgesetz aller physikalisch-chemischen Vorgänge,
on. Haupt- sondern nur einzelne Gesetze, die als seine speziellen Folgerungen für
aften und bestimmte Fälle gültig, aber eben deshalb stets nur in beschränktem
lie Natur- Umfange gültig anzusehen sind. Jedes Gesetz, selbst das Energiegesetz,
ıd. die sog. ist, so angesehen, eine Annäherung, die unter bestimmten Voraus-
sich nach setzungen gilt oder gelten würde, von denen wir nicht immer sagen
n gleicher können, bis zu welchem Grade der Genauigkeit sie erfüllt sind. Dies
; sind von ist nur ein anderer Ausdruck für die schon oben S.61, 62 erörterte
nd meines Wahrheit, daß es strenggenommen keinen einzigen „rein‘“ mechanischen,
lividuellen elektrischen, ... Vorgang gibt. Da wir nun also nicht wissen können,
sraphisch‘“ ob uns nicht vorläufig ganze große Gebiete der physikalischen Er-
e Geologie scheinungen noch ganz unbekannt geblieben sind 2%), so sind wir einer-
Erde, und seits vielfach auf Ergänzungen durch bloße Vermutung angewiesen,
ler Physik andererseits in praxi niemals absolut sicher, ob nicht eine ganze schöne
v.) nur das Berechnung illusorisch wird, weil ein bei dem betreffenden Prozeß mit-
;, der Erd- wirkender Faktor noch völlig ignoriert wurde mangels unserer Kenntnis
r Objekte. aller physikalischen Gesetze.
eraus ver- Wir kennen zweitens stets nur einen mehr. oder minder kleinen Teil
hwerer zu der wirklichen Welt. Unsere Sinne und Instrumente erreichen bald
d als dort eine unübersteigliche Grenze, und das gilt nicht nur hinsichtlich der
nterschied räumlichen Ausdehnung, sondern auch hinsichtlich der Genauigkeit im