294 III. Materie und Leben
allgemeineren Fragestellungen zuzuwenden. Wir beginnen deshalb mit Sehr
einer kurzen Darlegung zunächst der die
1. Physikalisch-ehemischen Grundlagen des Lebens Bat,
Vom speziell physikalischen Standpunkte aus ist zunächst nicht flüss
sehr viel zu sagen. Was wir in den Organismen an physikalischen Er- Lebı
scheinungen im engeren Sinne finden, etwa die Hebelwirkungen der daß
Knochen, die optischen Einrichtungen des Auges, die elektrischen ausge
Organe des Zitteraals usw., das trägt im großen und ganzen mehr den flüss
Charakter ziemlich äußerlicher, den Lebensprozeß selbst weniger be- Grei
rührender Vorbedingungen. Von größerer Bedeutung sind nur diejenigen tem]
physikalischen Gesetze, welche für Gegenstände von kleinerer Aus- ien |
dehnung gelten oder sich direkt mit Molekularwirkungen befassen, so ng
z. B. die Gesetze der Diffusion und Osmose, der Elastizität und Festig- moct
keit, ferner vor allem das, was die neuere Physik im Verein mit der bazi
Chemie über den Feinbau der Materie, z. B. durch die Röntgenanalyse gebr
(S. 147) herausgebracht hat. Wir werden darauf an geeigneter Stelle übri
zurückkommen, wollen uns aber jetzt zunächst dem näherliegenden D:
Kapitel der Biochemie zuwenden. Daß die Chemie die unbedingt Plas
erforderliche Vorstufe aller biologischen Erkenntnis ist, ist evident, Tem
insonderheit gibt es kein wirkliches Verständnis der Lebensvorgänge W
ohne die Kenntnis der organischen Chemie, d.h. der Chemie der lebe
Kohlenstoffverbindungen. Von hier wollen wir deshalb ausgehen. (im
Als erstes müssen wir feststellen, daß wir das Leben nur kennen an Kör]
ganz bestimmten chemischen Verbindungen, die im wesentlichen aus Mole
den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, eine
daneben Schwefel und Phosphor bestehen. Außer diesen sechs Elementen Orga
finden sich im Organismus noch Eisen, Magnesium, Kalium, Natrium, im |
Kalzium, Chlor, Fluor und Silizium, vereinzelt auch andere, wie Jod, letzt
Brom, Aluminium u. a. Unter den zahllosen organischen Verbindungen, Tier
die den lebenden Organismus zusammensetzen, unterscheidet man seit bewi
alter Zeit bestimmte besonders wichtige Gruppen, so die Fette, Kohle- chen
hydrate, Eiweißstoffe (Proteine), neuerdings auch noch Vitamine u. a. dukt
Wie die eigentlich lebendige Substanz, das „Protoplasma“‘ (protos = Inso
erster, plasma = Bildungsstoff) sich. chemisch zu diesen verhält, ist Assi]
eine noch wenig geklärte Frage. Jedenfalls bilden Eiweißstoffe oder „Ass
doch Verbindungen von Eiweißmolskülen mit anderen Molekülen die Naecl
Hauptmenge des Protoplasmas?33), das aber außerdem zweifellos noch Exp
zahlreiche andere Stoffe enthält und sehr wahrscheinlich überhaupt ein dem
in fortdauerndem Wechsel begriffenes chemisches System darstellt, in
welchem unaufhörlich Moleküle zerfallen und sich neu bilden (s. unten).
Hierdurch ist es auch verständlich, daß ein solches verwickeltes System d.h
im allgemeinen gegen äußere Einflüsse (chemische Reize, Temperatur) HC