14 I. Kraft und Stoff
Erheblich verwickelter liegen die Dinge bei den festen und flüssigen ferner
Körpern. Bleiben wir zunächst bei dem den Gasen entgegengesetzten wird, ı
Extrem, den festen Stoffen. Hier liegen die Moleküle bzw. Atome stimmt
jedenfalls im ganzen fest. Wenn sie sich bewegen — und das tun sie frei in
nach der kinetischen Wärmetheorie (s. unten) in allen Körpern —, so wieder
können sie nur um eine gewisse mittlere Normallage hin und her wickelt
pendeln. In dieser werden sie durch die Kräfte festgehalten, welche Stoffer
seitens der Nachbarteilchen auf sie ausgeübt werden. In den Flüssig- einem
keiten sind diese Kräfte infolge größeren Abstandes bereits so viel durch
kleiner, daß sie zu einem Bannen an den Ort nicht mehr ausreichen, nichts,
jedoch gelangt ein im Innern der Flüssigkeit befindliches Teilchen noch x
niemals ganz aus dem Wirkungsbereich dieser Kräfte heraus. Aus Existeı
diesem Grunde sind die Teilchen einer Flüssig- Weise
keit einerseits zwar beliebig gegeneinander ver- förmig,
schiebbar, d.h. eine merkliche zurückziehende vielen
Kraft (Elastizität) tritt in ihnen nicht auf, flüssige
trotzdem aber besitzen sie noch eine merkliche, wenig
; wenn auch im Vergleich zu den festen Körpern Dies
k kleine Kohäsion, d. h. ihre Teilchen fallen nicht De De
wie die der Gase völlig frei auseinander. Ge- diesem «
Abb. 1... Aufbau des naueres über die hiermit offenbar nur in groben Dr a
Kochsalzes. Umrissen gezeichneten Verhältnisse ist leider sechsma.
oe = Na-, o= Cl-Atom. immer noch nicht mit Sicherheit bekannt, weil Tatsach:
wir von den in Rede stehenden Kräften der We
einzelnen Teile aufeinander noch zuwenig Sicheres wissen. plexen
Daher läßt sich auch ziemlich wenig darüber ausmachen, bis wie zu glie
weit in den festen Körpern ebenfalls das chemische „Molekül‘‘, wie N En
H,O oder dergleichen, eine reale Existenz hat. Von einzelnen be- Tatsach
stimmten Fällen wissen wir ziemlich sicher, daß dieser Begriff hier a h
seinen Sinn verliert. Das Kochsalz NaCl beispielsweise ist in festem Hab
Zustande bekanntlich in Würfeln kristallisiert. Gemäß den weiter eine eig«
unten ausführlicher zu erörternden neueren Ergebnissen der Röntgen- We
forschung steht es nun fest, daß der Kristallzustand in einer gesetz- Atcım vo
mäßigen Anordnung der Teile, einem sog. Raumgitter, besteht, das Metalle,
beim Kochsalz die in Abb. 1 dargestellte Form hat. (Die Na- und Cl- ne
Atome sind darin durch kleine Kreise bzw. Punkte dargestellt.) Man wie Hs
sieht ohne weiteres, daß es hierbei gar keinen Sinn hat, von einzelnen Es gil
Molekülen NaCl zu sprechen, diese Formel vielmehr nur angibt, daß DR
in dem ganzen, viele Trillionen Atome enthaltenden Kristall auf je Beispi
ein Na-Atom auch immer ein Cl-Atom vorhanden ist. In anderen Weise er
derartigen Kristallgittern bilden indessen die einzelnen Atomgruppie- San a
rungen doch wieder unter sich relativ selbständige Komplexe, so daß Man k
man. bei solchen eher von einzelnen Molekülen sprechen könnte. Wenn Regel er]