2. Molekül und Atom 15
sten und flüssigen ferner ein solcher Kristall verdampft oder in einer Flüssigkeit aufgelöst
entgegengesetzten wird, so werden zumeist nicht einzelne Atome, sondern wiederum be-
küle bzw. Atome stimmte Komplexe derselben das Raumgitter verlassen und nunmehr
- und das tun sie frei in der Lösung bzw. im Gasraum sich bewegen. Das sind dann
mn Körpern —, so wieder chemische Moleküle in dem früheren Sinne. Am allerver-
age hin und her wickeltsten liegen die Verhältnisse bei den hochkomplizierten organischen
stgehalten, welche Stoffen, wie z. B. Zellstoff oder Stärke. Wir kommen darauf unten in
. In den Flüssig- einem anderen Zusammenhange zurück. Der Leser lasse sich indessen
es bereits so viel durch diese Schwierigkeiten nicht irremachen. Sie beweisen weiter
mehr ausreichen, nichts, als daß die Sache erheblich verwickelter ist, als wie man sie sich
ndliches Teilchen noch vor etwa 30—50 Jahren dachte. Das alles ändert aber an der
äfte heraus. Aus Existenz der Atome selber gar nichts. Fraglich ist hier einzig, in welcher
hen einer Flüssig- Weise der Aufbau der einzelnen Formen der Materie (fest, flüssig, gas-
v‚egeneinander ver- förmig) aus ihnen zu denken ist. Das Molekül ist dabei ein an sehr
16 zurückziehende vielen Stellen jedenfalls unvermeidlicher, an anderen allerdings über-
ihnen nicht auf, flüssiger Hilfsbegriff, auf den man nicht zuviel, aber auch nicht zu-
ch eine merkliche, wenig Wert legen soll.
en festen Körpern Dies letztere wird am klarsten an solchen Beispielen wie etwa dem Molekül
. hen fall sicht der Essigsäure C,H,O0, oder dem des Traubenzuckers CeH,.Og, die, wie man sieht,
ilchen fallen nic beide ein Vielfaches der einfachen Formel CH,O darstellen, jedoch eben nicht
auseinander. Ge- diesem einfachen Molekül gleichzusetzen sind. Dies letztere gibt es auch; es ist
3 der als Desinfektionsmittel bekannte Stoff Formaldehyd (Formalin), dem die
bar nur nn groben Formel CH,O zukommt. Essigsäure hat aber doppelt so große und Traubenzucker
ältnisse ist leider sechsmal so große Moleküle, das läßt sich aus gewissen chemisch-physikalischen
heit bekannt, weil Tatsachen ganz zwingend folgern. Man muß sich also hüten, aus dem Vorigen zu
den Kräften der schließen, dem Molekülbegriff käme heute gar keine Bedeutung mehr zu. So ist
WC DI es nicht gemeint, sondern nur so, daß die Frage, in welche höheren kom-
wissen. plexen Einheiten der Feinbau eines festen oder flüssigen Stoffes
ısmachen. bis wie zu gliedern ist, jeweils besonderer Untersuchungen bedarf, die noch
Mol Kal“ in vollem Flusse sind.
© D SW Ein ähnlich schwieriges Kapitel der heutigen Forschung bildet auch ein weiterer
/on. einzelnen be- Tatsachenkomplex, den man vor 50 Jahren ebenfalls für erheblich einfacher ge-
: iff hier halten hat, als er tatsächlich ist: die sog. Werti gkeit der Elemente. Als man die
Heser . Bear Formeln der wichtigeren Stoffgruppen einigermaßen vollständig beieinander hatte,
'eise ist in festem mußte bezüglich der Anzahlen der sich miteinander verbindenden Atome bald
emäß den weiter eine eigentümliche Regelmäßigkeit auffallen, die sich kurz so präzisieren läßt:
3 der Röntgen- Geht man von dem einfachsten und leichtesten Element, dem Wasserstoff, aus,
ST | 8 so gibt es zunächst eine Anzahl von Elementen, die sich mit Wasserstoff Atom für
d in einer gesetz- Atom verbinden, wie die Formeln HCl, HBr, HJ und HF zeigen, ferner eine Anzahl
tter, besteht, das Metalle, die wiederum in diesen Verbindungen (den sog. Haloidsäuren) den Wasser-
Je stoff Atom für Atom ersetzen, z. B. NaCl, KBr, KJ, NaF usw. Diese sämtlichen
(Die Na- un 7 Atome, die also ein Atom Wasserstoff binden oder ersetzen, nennt man ebenso
dargestellt.) Man wie H selbst einwertig.
hat. von einzelnen Es gibt dann ferner Atome, wie O, S, Ca, Ba, Cu, Zn u. a., die je zwei Atome
7 . daß Wasserstoff oder eines anderen einwertigen Elements (s. oben) binden oder ersetzen.
r nur angibt, e Diese nennt man zweiwertig.
;n Kristall auf je Beispiele: H,O, H,„S, CaCl,, ZnCl,, ferner CaO, ClL,O usf. In ganz derselben
= ist. In anderen Weise erklärt sich der Begriff eines drei-, vier-... wertigen Elements.
Ar ie Dreiwertig ist insonderheit der Stickstoff, vierwertig der Kohlenstoff
nen OMSTUPPIC- gemäß den Beispielen NH;, NCl,, CH,, CCl, CHCI, (Chloroform), CO, usf.
Komplexe, so daß Man kann sich von dieser Regelmäßigkeit — ein „Gesetz“ ist es nicht, denn die
‚en könnte. Wenn Regel erleidet zahlreiche Ausnahmen — am einfachsten eine Vorstellung machen,