2. Die lebende Zelle 319
3 weiter gesagt: Nun, das hat sich eben allmählich zu immer höheren und ver-
ı Vorbei- wickelteren Gruppierungen gesteigert — es ist nur das eine sehr große
1 sagen: Bedenken dagegen einzuwenden, daß wir das Leben nichts anders
sind. die als gerade erst an den verwickeltsten aller Stoffe kennen,
(echanis- und guten Grund haben anzunehmen, daß die Lebensfunk-
; System tionen überhaupt auch erst mit so komplizierten Stoffen
möglich werden. Ja, wie wir oben sahen, ist es sogar wahrscheinlich,
ür einen daß das Leben überhaupt erst da anfängt, wo die chemische Definiert-
er sind heit aufhört und das ewig Fließende, niemals Festgelegte anhebt, daß
nt, hoff- also — anders ausgedrückt — Leben und „chemisch bestimmt sein“
lich ver- sich sozusagen gegenseitig ausschließen. Gegen diesen Einwand hilft es
; Erfolge anscheinend auch nichts, wenn die Mechanisten — an sich mit Recht —
‚aben — auf solche chemischen Vorgänge verweisen, bei denen tatsächlich ein
Versuch freiwilliges Fortschreiten zu höher komplizierten chemischen Strukturen
stattfindet. Solcher Vorgänge kennt man in der organischen Chemie
erstens eine ganze Anzahl (z. B. die sog. Polymerisation der Aldehyde, der Zyan-
‚ruktur verbindungen, die Bildung „innerer Anhydride‘“ u. dgl.) und es scheint
deshalb an sich wohl denkbar, daß auf diese Weise oder etwa auch durch
‚Plasma- Synthese unter dem Einfluß ultravioletten Lichts, gegebenenfalls auf
‚ammen- der Erde einmal größere Mengen solcher Stoffe wie Zucker oder gar
rwickelt Zellstoff entstanden sein könnten. Man soll deshalb auf vitalistischer
gen bis- Seite auch in diesem Punkte vorsichtig sein, und nicht behaupten, es
nehmen sei unmöglich, daß die fraglichen hochkomplizierten Verbindungen auf
racht, es Erden freiwillig entstehen konnten. Aber — dies alles würde, soviel
klar vor wir heute sehen, uns für das eigentliche Problem noch gar nichts nützen.
3 das im Denn es kommt eben gar nicht darauf an, daß solche hochkomplizierten
werden. Stoffe überhaupt entstehen, als vielmehr darauf, daß sie in solcher Ver-
Summe teilung und Zusammenmischung entstehen, wie sie der lebenden Materie
timmten eigentümlich ist. So wenig wie ein bloßer Haufen von Messing, Holz,
1au ein- Eisen usw. eine Maschine wird, so wenig ist eine Anhäufung von Zucker,
illt sein Stärke, Eiweißstoffen (gesetzt, daß dies alles zufällig am gleichen Ort
nämlich zu gleicher Zeit sich bildete) eine lebende Zelle. Es wäre vielmehr ganz
Bstoffen dasselbe, was von einer solchen übrig bleibt, wenn sie — getötet ist.
‚ößer ist Wie hier ein Übergang gefunden werden soll, ist einstweilen völlig
Zerfall. rätselhaft, ja erscheint fast undenkbar. Wenn es aber überhaupt ge-
ker, der dacht werden soll und kann, so kann man sich die Sache offenbar nur so
ichtigen vorstellen, daß zunächst einmal neben anderen organischen Stoffen
/er aber (wie den eben genannten) vor allem gewisse enzymartige Stoffe entstehen
en Zelle mußten, die nun die merkwürdige Fähigkeit besaßen, aus den sie um-
er „Ma- gebenden anderen organischen Substanzen ihnen selbst gleiche zu machen,
twa die also wenn man einen in der Geologie üblichen Ausdruck hier in über-
ı ja nun tragenem Sinne verwenden darf, sozusagen eine Art von „Kontakt-
dan hat metamorphose‘‘ zu vollziehen. Vielleicht (®*) mag diese (oder schon