Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

330 ILL. Materie und Leben 
(generatio aequivoca) in dieser primitivsten Form sogar eigentlich erst MüÜSSt 
durch Pasteurs obenerwähnte Untersuchungen. Es war daher ein jener 
erheblicher Fortschritt, als im 18. Jahrhundert Forscher wie Swam- nun a 
merdam, Spallanzani, Leeuwenhoek u. a. demgegenüber wenig- Es m 
stens für die höheren Tiere die Gültigkeit des Satzes omne vivum ex vivo ander 
verfochten, wenn sie diese Lehre nun auch verbinden zu müssen glaubten sich < 
mit der sog. Präformations-oder Evolutionstheorie. Sie nahmen des FE 
nämlich an und glaubten teilweise direkt durch Beobachtungen nach- Phon 
gewiesen zu haben, daß das künftige Wesen schon in Miniaturformat aber ı 
in den Keimzellen (Eiern bwz. Spermatozoen) drinstecke und somit Dal 
nur „ausgewickelt‘ zu werden brauche. Zwischen den Anhängern Evolu 
dieser Lehre entspann sich nach der Entdeckung der männlichen weiter 
Spermatozoen durch Leeuwenhoek?%) allerdings eine erbitterte Fehde Gegen 
darüber, ob dies künftige Wesen im Ei oder im „Samentierchen‘“ prä- diejen 
formiert sei (Ovisten und Animalkulisten). Man hat Abbildungen aus im Ke 
der damaligen Zeit, die einen richtigen kleinen Menschen im Kopf des lehre, 
Spermatozoons „eingewickelt‘“ zeigen. Ja, man verstieg sich nun weiter zu wicklu 
der Absurdität der sog. Einschachtelungstheorie (Malebranche, Mater: 
Bonnet): In jenem Miniaturmenschen müßten schon wieder die un- wenn 
endlich vielen Spermatozoen des späteren Mannes enthalten sein, in satz vı 
diesen wieder die co? vielen der nächsten Generation usw., und ebenso und v 
rückwärts „bis zu Adam“ (bzw. bei den „Ovisten“ bis zu Eva) hin. format 
Es hat der ganzen Lebensarbeit eines bedeutenden Forschers bedurft, streng: 
um diese unsinnige Lehre zu stürzen. Kaspar Friedrich Wolff ver- ganisc. 
half der Lehre von der sog. Epigenesis (Neubildung) zum Siege: der Wir w 
Keim (das befruchtete Ei) ist überhaupt noch nicht organisiert, die noch <« 
Organisation entsteht erst durch die „Gefäße und Bläschen‘, die sich Zun: 
daraus nacheinander bilden, und sie besteht lediglich in dem. gleich- die zu 
zeitigen Vorhandensein dieser Teile, die nach einem gewissen Plane gänger 
geordnet sind. Für sich allein sind diese ebensowenig organisiert, wie erschei 
ein Klumpen anorganischer Stoffe. Daß auch diese Lehre in dieser Eidech 
Form gänzlich verfehlt ist, bedarf keines Beweises. Denn so sicher züchtu 
wie es einerseits ist, daß in der befruchteten Eizelle nicht schon en minia- Bei de 
ture das künftige Wesen vorhanden ist, so sicher ist es andererseits, logie a 
daß sie keineswegs unorganisiert ist, vielmehr, wie schon oben (S. 307) gehend 
erwähnt, entsprechend der Verschiedenheit der künftig daraus werdenden das Ve 
Wesen ebenso fein differenziert sein muß. Das Ei eines Frosches ganisat 
ist von dem eines Huhnes ebenso verschieden wie der Frosch leichte: 
vom Huhn (Nägeli). Da, wie ebendort erwähnt, nicht nur der Art- währer 
charakter, sondern sogar der Individualcharakter vererbt wird, so so leic] 
ist es ganz sicher, daß alle die Unterschiede, die lebende Wesen sogar höhere: 
der gleichen Art untereinander und erst recht verschiedene Arten von- kann n 
einander aufweisen, auch irgendwie in den Keimzellen angelegt sein zerschr
	        
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