Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

3. Das Formbestimmungsproblem (Determinationsproblem) 335 
Regen material nicht immer möglich ist, sondern daß es gewisse „sensible 
HWaNnz- Perioden“‘ gibt, in denen eine solche Beeinflussung vorzugsweise oder 
e führt. überhaupt nur geschieht. Bei den Schmetterlingen ist insbesondere 
ndruck der Puppenzustand relativ empfindlich, während die ausgewachsene 
 Einmtes Raupe kaum beeinflußbar ist. Das Gesamtergebnis dieser Versuchs- 
hub. reihen ist eine neue eindrückliche Bestätigung des Satzes von der 
scheint, „Pluripotenz‘“ weitaus der meisten Zellen und Zellgruppen: es kann 
1äßigen viel mehr daraus werden, als unter gewöhnlichen Umständen daraus 
Solche wird, und die Auswahl unter alledem, was an sich möglich ist, treffen 
ch. zu- dann die äußeren Umstände. 
1 große Hier knüpft sich nun sogleich die dritte und wichtigste Reihe von 
nüssen, Experimenten über Entwicklungsmechanik, die sog. Transplanta- 
hie des tions- und Implantationsversuche an, die bisher am weitesten 
auf sie in das Geheimnis der Entwicklungsvorgänge hineingeführt haben?72), 
dest: Der Satz, daß zwischen den verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten 
;ang So die äußeren Umstände die Wahl treffen, gilt nicht nur im Hinblick 
AH sich auf solche äußeren Faktoren wie Temperatur, Belichtung od. dgl., 
Au den sondern, wie oben schon erwähnt, auch im Hinblick auf die Rolle, die 
 schten jeder Teil eines werdenden Organismus für die anderen Teile spielt. 
Raupe Für die eine Teilzelle des Drieschschen Versuchs ist die andere der 
Imago entscheidende „äußere Umstand‘. Ihre Anwesenheit bewirkt, daß aus 
Wirken jener nur ein halber Seeigel wird, während ein ganzer daraus werden 
würde, wenn die andere nicht dabei ist. Die Forschung stand somit 
Weite vor der Aufgabe, womöglich zu ergründen, in welcher Weise, mit welchen 
1g des Mitteln und nach welchen Gesetzen diese ‚„Determination‘“ der ein- 
n, wie zelnen sich entwickelnden Teile durch die anderen Teile erfolgt, und 
n sind nach dieser Richtung hin haben nun die neuesten Forschungen tat- 
‚orum), sächlich ganz überraschende Aufschlüsse gebracht, so tiefgehende, daß 
langen man wohl schon heute sagen darf: die Forschung ist auf dem Wege, 
derung dies Problem wirklich vollständig zu lösen, wenn es auch noch lange 
zZ nach nicht gelöst ist. Wir nennen ein paar der interessantesten und wich- 
h z.B. tigsten Versuche, die die Wissenschaft in erster Linie Spemann und 
he, die seiner Schule, daneben UÜbisch, Braus u. a., verdankt. Zerstört man 
UWE z. B. einem Grasfrosch (Rana fusca) den Augenbecher vor der Bil- 
en, die dung der in ihn sich einsenkenden Linse, so unterbleibt die Linsen- 
Jungen bildung, diese ist also in diesem Falle eine „abhängige Differenzierung‘‘, 
eler sie wird in irgendeiner Weise von den Zellen des Augenbechers regu- 
x. zahl- liert. Macht man dagegen das gleiche Experiment mit dem ganz nahe 
an. Teil verwandten Wasserfrosch (Rana esculenta), so erhält man Tinsenbildung 
 KOILeN- trotz des fehlenden Augenbechers, diesmal ist diese also „Selbstdiffe- 
Suchen renzierung‘‘, oder anders gesagt, die betreffenden Zellen sind in ihrer 
ss, daß Entwicklungspotenz bereits so festgelegt, daß eine Änderung der nor- 
Zeilen: malen Umgebung nichts mehr an ihnen ändert. — Zu dem ganz analogen
	        
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