336 III. Materie und Leben
Ergebnis führten zahlreiche Überpflanzungsversuche, die vor allem die bet
an Molchen angestellt wurden. Entnimmt man einem jungen Tier einer n
vom Körperende diejenige Zellengruppe, die später den Schwanz liefert deutlic
und pflanzt sie an der Stelle wieder ein, wo sonst das Bein entsteht, zu wel
so liefert sie tatsächlich Bein und nicht Schwanz. Macht man das dieser
gleiche Experiment aber später, wenn die betreffende Zellengruppe würdig
bereits etwas länger am Körperende saß, so bildet sie, in der gleichen wir jed
Weise transplantiert, nicht mehr Bein, sondern Schwanz. Das längere Bleibe:
Verweilen in der Normallage hat sie dann also offenbar schon so „„deter- Versuc
miniert‘, daß sie nur noch die normale Entwicklungsrichtung ein- keit st
schlagen kann?’3). Überpflanzte man weiter eine Beinanlage auf die betreff
andere Seite „über den Rücken hinweg“, d.h. so, daß vorn vorn und hervor;
hinten hinten bleibt, aber oben und unten vertauscht wird, so ent- andere]
stand an der neuen Stelle das richtige hierhin gehörige Bein (nicht das eines ®
der anderen Seite), die Umgebung war also imstande, die Vertauschung also be
von oben und unten rückgängig zu machen. Überpflanzte man dagegen Schwan
im gleichen Alter „über den Mund hin“, d.h. so, daß oben und unten suche ;
bestehen blieb, aber vorn und hinten sich vertauschte, so wuchs das neue des ein
Bein nach der verkehrten Seite (d.h. nach vorn heraus), diese Um- im nor
kehrung konnte also die neue Umgebung nicht bewirken. — Sind schon Hier
diese Experimente äußerst lehrreich, insofern sie sinnfällig die voll- die wir
kommene Gesetzlichkeit dieser Vorgänge beweisen, so werden sie noch Urmun
übertroffen durch Versuchsreihen allerneuesten Datums, die ebenfalls dem A
aus der Spemannschen Schule stammen. Es wurde zunächst fest- liegend.
gestellt, daß die Festlegung der einzelnen Teile eines Embryos um so daß die
früher eintritt, je näher sich diese Teile an dem ‚„Urmund“‘, d.i. der aus Ve:
Einstülpungsstelle der Gastrula, befinden. In einem Stadium, in dem sehr na
die näher gelegenen Teile bei Überpflanzungsversuchen sich als nicht nach d
mehr durch die neue Umgebung umstimmbar erweisen, sind es die Zentrur
entfernteren noch, und je weiter die Zeit fortschreitet, desto weiter von Ki
rückt die Grenze dieser noch vorhandenen Pluripotenz in der Richtung man es
vom Urmunde weg vor. Hieraus schloß Spemann, daß hier, im Ur- duziere]
munde, das „Organisationszentrum“‘ liege, und diese kühne Hypothese sie doch
erhielt eine weitere sehr gewichtige Stütze durch einen Versuch von üben sic
H. Mangold. Sie überpflanzte ein Stück vom Urmund einer Gastrula wie soll
in ein anderes, ganz indifferentes Gewebe, nämlich in dasjenige, was Zanzes
später zur Bauchhaut wird und erhielt an dieser Stelle jetzt eine auf kann ?
den ersten Blick geradezu verblüffende Bildung, nämlich sozusagen Antwor
einen ganzen neuen Embryo, der jedoch nicht etwa nur aus den über- entschie
pflanzten Zellen, sondern zum weitaus größten Teile aus den ergebnis
nunmehr vollkommen umgestimmten Zellen des Wirtstieres des Mec
bestand. Der Leser fragt vielleicht, wie man denn das unterscheiden Hinsich
will. Die Lösung ist, daß man für derartige Überpflanzungsversuche die sich
Baviı