Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

340 III. Materie und Leben S 
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Geschlechtsdrüsen ein. Der Erfolg war eine völlige Umstimmung der daß 
Versuchstiere, eine ‚Femininierung‘ der ehemaligen Männchen und sehr 
„Maskulierung‘ der Weibchen, die sich nicht nur in sämtlichen äußeren Type 
sog. sekundären Geschlechtsmerkmalen (Farbe, Form, Größe, Behaarung seelis 
u. a.) zeigte, sondern auch psychisch das Tier völlig veränderte, die noch 
maskulierten Tiere bissig, angriffslustig, eifersüchtig aufeinander machte, bis ı 
sie zu normalen Weibchen hintrieb und umgekehrt, ja bei hinreichend klare 
jung operierten Tieren sogar eine teilweise Umbildung der äußeren Ha 
Geschlechtsorgane zur Folge hatte. In späteren Versuchen von Stein- die € 
ach, Lipschütz, Sand u.a., die teilweise auch auf den Menschen dem 
ausgedehnt wurden, konnten noch zahlreiche ebenso merkwürdige so lie 
Ergebnisse dieser Art hinsichtlich Zwitterbildung, Homosexualität u. a. auch 
erhalten und teilweise sogar schon medizinisch verwertet werden. Neuer- einer 
dings ist sogar die Reindarstellung der „Sexualhormone“‘‘ gelungen 2%) kung 
und ihre chemische Konstitution bereits weitgehend aufgeklärt. — Öfters über 
ist beobachtet, daß solche inneren Sekretionen paarweise als „Ant- auch 
agonisten‘“‘ wirken, z.B. das Sekret der einen Drüse den Blutdruck sind, 
erhöht, das der anderen ihn herabsetzt. Ebenso sind nach Steinachs zZ. B. 
Versuchen männliche und weibliche Geschlechtsdrüsen solche Ant- stoff 
agonisten, die sich bei gleichzeitiger Einpflanzung in denselben Organis- Sog. 
mus gegenseitig durch ihre Sekrete in der Entwicklung hindern. — an I 
Während Steinach und seine ersten Nachfolger glaubten, in den Keim- nehn 
drüsen ein letztes Zentrum für diese Wirkungen entdeckt zu haben, der 1 
haben neuere, ebenfalls Aufsehen erregende Forschungen (Zondeck sie ne 
u. a.) gezeigt, daß die Keimdrüsen ihrerseits wiederum reguliert wer- stoff‘ 
den durch Hormone, die von der sog. Hypophyse, einer auf der Unter- stellt 
seite des Gehirns liegenden kleinen Drüse, stammen. Auch diese Ent- Pflar 
deckung wird bereits zu diagnostischen (Schwangerschaftsdiagnose) falsch 
und therapeutischen Zwecken medizinisch verwertet. Die Vermutung alles 
liegt nicht fern, daß auch die Hypophyse nicht das letzte Zentrum ZU W 
ist, sondern ihrerseits wieder durch andere Sekretionen reguliert wird, den x 
und es ergibt sich so fast notwendig die Vorstellung, daß überhaupt als d 
ein einzelnes bestimmtes Zentrum gar nicht vorhanden, vielmehr das De 
Ganze ein überaus verwickelter, sinnreich aufeinander abgestimmter wied« 
chemischer Betrieb ist, in dem zuletzt jedes von jedem abhängt ?%). sisch. 
Wie enorm verwickelt im höheren tierischen Organismus dies Inein- Inha 
anderspiel der inneren Sekretionen ist, davon geben die wenigen bisher Spezi 
vorliegenden Ergebnisse erst einen schwachen Begriff. Für die Medizin bei c 
liegen hier noch neue unbegrenzte Möglichkeiten, jede neue wirkliche besch 
Einsicht verspricht, wertvolle neue Heilmethoden zu liefern oder längst beide 
empirisch Bekanntes und Ausgeübtes auf die gesicherte Grundlage wenn 
wirklicher naturwissenschaftlicher Erkenntnis zu stellen. Die älteren = K 
Lehren der sog. Humoralpathologie sind sicherlich nicht reine Phan-
	        
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