344 III. Materie und Leben
(der bekanntlich gelegentlich ein tagelanger Moment ist), oder den welc
„Moment“ der Zellkonjugation (Befruchtung) oder einen anderen Zeit- nähe
punkt nehmen will, wird ganz klar, wenn man die zahlreichen Fälle Gi
von Parthenogenesis mit ins Auge faßt, bei denen schlechterdings aufh
alles in einem kontinuierlichen Prozeß verläuft. Nehmen wir etwa besc.
Bataillons künstlich-parthenogenetische Frösche. Daß der Experi- daß
mentator durch das Prickeln der Eier mit der Nadel diesen das Leben Vielz
„eingehaucht‘““ hätte, wird der Vitalist am wenigsten behaupten; er queti
wird doch überzeugt sein, daß nur das „schlummernde Leben“‘‘ geweckt redeı
sei. Gut, dann kann also auch im Falle der normalen Befruchtung Fälle
des Froscheis nicht die Befruchtung erst den „Anfang des neuen Lebens‘ gebe
gemacht haben. Wie aber dann? Das Ei stammt aus dem KEierstocke sich
der Mutter, es war vorher dort eine lebende Zelle, die ihrerseits aus selbe
anderen lebenden Zellen durch Teilung entstand usw. Das gleiche in. SE
gilt natürlich auch von dem Samenfaden. Kurz, man mag die Sache es Tı
drehen wie man wolle, es ist leicht einzusehen, daß jedem Versuche, ist,
einen Anfang des Individuallebens eindeutig zu definieren, Hunderte abso.
von Tatsachen entgegenstehen. — Zu ganz besonders bemerkenswerten bezw
Ergebnissen führt uns diese Überlegung, wenn wir weiterhin noch ein- Tod
mal den Fall des geteilten Seeigeleies ins Auge fassen. Hier hat der ann!
KExperimentator offenbar aus einem Individuum durch seinen Eingriff und.
zwei gemacht, und es ist nun beachtenswert, daß dieses Kunststück Fälle
(wenn man es so nennen will) die Natur selber in manchen Fällen auch „INS
freiwillig ausführt. Einerseits gibt es nämlich gewisse Tierarten (unter Gew
den Säugetieren z. B. die Gürteltiere), bei denen aus einem befruchteten der
Ei regelmäßig durch spätere Teilung mehrere Embryonen entstehen, er li
andererseits kommt es sogar beim Menschen (und überhaupt bei fast nicht
allen Säugetieren) vor, daß in einzelnen Fällen ausnahmsweise aus einem Es i
befruchteten Ei sich zwei Embryonen bilden. Diese Fälle sind die be- Hilfs
sonders für die Vererbungswissenschaft sehr interessanten sog. ein- wir v
eiigen Zwillinge, d.h. diejenigen Zwillingspaare, die sich, wie all- Ertrı
gemein bekannt, in fast allen Merkmalen so gut wie völlig gleichen. gefar
Die Übereinstimmung geht so weit, daß in einigen Fällen solche Zwillinge Umf:
trotz ganz verschiedener Lebensläufe fast am gleichen Tage und an der aller
gleichen Krankheit starben. Jedenfalls stimmen sie regelmäßig in allen beim
körperlichen und auch seelischen Eigenschaften fast völlig überein (s. u. bei €
S. 368). Daneben gibt es auch Zwillinge, die sich nicht mehr gleichen, wie scho1
sonst zwei Geschwister auch, sie können auch verschiedenen Geschlechts sonst
sein. Diese stammen offenbar nicht von einem, sondern von zwei hinde
befruchteten Kizellen ab, die unnormalerweise sich gleichzeitig aus suche
dem Kierstocke losgelöst haben. Sie interessieren uns an dieser Stelle getöt
nicht weiter. Die eineligen Zwillinge dagegen sind ein höchst instruk- zeich
tives Beispiel für die Unlösbarkeit solcher Doktorfragen wie der: in das