332 III. Materie und Leben
lichen Gesellschaft —, erst als Mendels Ergebnisse um 1900 fast gleich- Weis
zeitig von den Biologen De Vries, Tschermak und Correns wieder- Inzu
gefunden wurden, gelangte auch Mendel — leider zu spät — zum wohl- spalt
verdienten Ruhme?95). USW.
Unter einem Bastard (Hybrid) versteht man bekanntlich das Produkt der ge- die t
schlechtlichen Vermischung zweier verschiedener Rassen, Spielarten usw., gelegent- einen
lich auch Arten oder sogar Gattungen, in einzelnen Fällen sogar Familien von ind
Pflanzen oder Tieren. Im allgemeinen pflegen solche Bastarde aus entfernteren Se )
Arten unfruchtbar zu sein. In einzelnen Fällen glaubte man eine konstante Ver- beide
erbung der Bastardeigenschaften festgestellt zu haben, wir kommen darauf unten medii
zurück. Hier handelt es sich zunächst um die einfacheren Fälle der Vermischung ;
von Arten oder Rassen, die sich nur in wenigen Merkmalen unterscheiden. Mendel Eigen
hat sich mit Recht gesagt, daß davon die Forschung ihren Ausgangspunkt nehmen
müsse, und er hat auch bereits klar gesehen, daß die erste Forderung jeder exakten
Forschung auf diesem Gebiete die Reinheit der Ausgangsrassen sein muß.
Man kann also nur mit Aussicht auf Erfolg mit solchen Pflanzen- und Tierarten
experimentieren, die zunächst jede für sich ihre Eigenschaften oder doch mindestens
die zu untersuchende Eigenschaft, etwa die Blütenfarbe od. dgl., absolut konstant
weitervererben. Er wählte Pflanzen (Erbsen), weil diese leichter in größeren Mengen
zu beschaffen und zu behandeln sind als Tiere. Es hat sich aber gezeigt, daß die
von ihm gefundenen und nach ihm benannten Gesetze für Tiere ebensogut gelten.
Für die erste Einführung in das Verständnis dieser Gesetze geht man am besten
nicht von Mendels Erbsen, sondern von einem erst später aufgefundenen Fall,
dem der japanischen Wunderblume (Mirabilis Jalapa), aus.
Die. Wunderblume blüht in zwei verschiedenen Varietäten, einer
roten und einer weißen, die sich sonst völlig gleichen (Abb. 61). Kreuzt
man beide, d. h. befruchtet man die Stempel der einen mit dem Pollen
der anderen Art, so erhält man eine Tochtergeneration (F,)*, die rosa
blüht, sie bildet einen sog. intermediären Bastard,
Befruchtet man nun diese Generation F, unter sich, so erhält man
eine Enkelgeneration (F,), in der */, aller Pflanzen rot, */, weiß und 2a
wieder rosa blühen. Die beiden ersten bleiben bei weiterer Inzucht Abb, 61
für sich wieder konstant, sind also einfach auf die beiden Stammformen
Pr bzw. Pw zurückgeschlagen, die beiden anderen Viertel spalten in len hie
der folgenden Generation (F,) in derselben Weise auf wie F, (1/4 + 2a nächst
+ 1/4), haben also genau denselben intermediären Charakter wie die 1.4
Generation F,. Ähnliche intermediäre Bastardbildung kennt man auch gleich
bei zahlreichen anderen Merkmalen, wie Größe und Form von Blättern 2. Jı
u.a. Häufiger jedoch ist ein zweiter Fall: die Bastardbildung mit das an
„dominierendem‘“ Merkmal (einseitige Bastarde).. Benutzen wir 3. PP
zu dem obigen Versuch eine rotblühende und eine weißblühende Erbse, Enkelg
so sind die Exemplare der Tochtergeneration (F,) sämtlich rot, das tungs
Weiß ist also ganz unterdrückt (rezessives Merkmal), das Rot domi- Zu «
niert. Aber diese Unterdrückung ist nur eine scheinbare. Bei weiterer Unab!
Inzucht wie oben spaltet sich genau wie vorher wieder */, weiße Pflanzen die in
ab, die anderen 3/, aber sind zwar alle rot, jedoch nicht alle in gleicher hybrid,
EL zB
* Die Eltern (parentes) werden mit P, die folgenden Generationen mit F‚ı, F, B
(filius), usw. bezeichnet. unabh?
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