4. Problem der Vererbung 357
zelltheoretischen (zytologischen) Erklärung der Spaltung der Anlagen
Selber in den Keimzellen. Man hat schon früh die Vermutung geäußert, daß
1 ab diese Spaltung in irgendeiner Weise zusammenhänge mit der Reduktion
TEOHGTZE der Chromosomenzahl auf die Hälfte bei den Reifeteilungen. Denkt
Cum, man sich in einem homozygoten Individuum jede Erbanlage, die ja
om6- doppelt darin enthalten ist (AA), in je einem Paar zueinander gehöriger
8 A Chromosomen lokalisiert, so würde, da die Keimzelle von jedem solchen
9 SION Paar nur einen Partner bekommt, selbstverständlich in dieser die be-
en nn treffende Anlage auch nur einmal vorhanden sein. Ist das Individuum
daß dagegen heterozygot, d.h. enthält es in seinen Körperzellen die Kom-
Det bination Aa und befindet sich die Anlage A in dem einen Chromosom,
HE aD G die Anlage a dagegen in dem zugehörigen Partner, so wird bei der
hactar- Reduktionsteilung die eine Hälfte der Keimzellen nur das Chromosom
DE mit der Anlage A, die andere das mit der Anlage a bekommen. Für
N EHE sjch diese Hypothese sprechen nun in der Tat fast alle seither weiter ent-
nz t man deckten Tatsachen der Vererbungswissenschaft. Zunächst hat die sehr
folgende 5) L aCII $ X N
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Abb. 62. Chromosomensatz des Mannes nach Oguma und Kihara. (Aus Fetscher,
Erbbiologie und Eugenik, Verlag O. Salle, Berlin.)
Versuch = , Pan n .
ier- und sorgfältige anatomische Untersuchung mit stärkster Vergrößerung wirk-
‚emeinen lich ergeben, daß die. Chromosomen eines normalen „diploiden‘“ In-
Ron früh dividuums immer paarweise zusammengehören. Man kann heute
Äendel- wenigstens in vielen Fällen die einzelnen Paare genau individualisieren.
0 hetero: - Abb. 62 zeigt die von den japanischen Forschern Oguma und Kihara
\nnahme ermittelte Chromosomengarnitur des Menschen. Dabei hat sich
nis olt- nun insbesondere die Hypothese von der Mendel-Vererbung des Ge-
1 heran- schlechts glänzend bestätigt, denn es ist in der Tat die Regel, daß die
werden beiden Geschlechter sich in Hinsicht auf das eine Paar Chro-
nlichkeit mosomen unterscheiden. Entweder enthält (was die Regel ist) das
anders eine Geschlecht — und zwar zumeist das weibliche — dieses Sog.
ung der X-Chromosom doppelt, das andere dagegen nur einmal, oder aber
das andere hat statt des zweiten X-Chromosoms ein abweichend ge-
lachen bautes Y-Chromosom. Beim Menschen, bei dem wir als Beispiel hier
eG VON zuerst bleiben wollen, ist das erstere der Fall, d. h. alle Zellen des weib-
eine der lichen Körpers haben je zwei X-Chromosomen und alle Eizellen je
Yıne sie eines, Dagegen haben alle männlichen Körperzellen nur je ein X-Chro-
ze aroße mosom, im ganzen also nur 47 statt 48 Chromosomen, und die männ-
ohne die lichen Keimzellen (Spermatozoen) haben entweder ein X-Chromo-
ternden som, d. h. also 24 Chromosomen, oder keines, d. h. nur 23 Chromosomen.