4. Problem der Vererbung 361
r ein worden sind, vor denen man früher als vor einem Rätsel stand. Wir
ı zur müssen es uns jedoch versagen, auf diese an sich höchst interessanten
über- Dinge noch weiter einzugehen??9), uns vielmehr nun der Frage zu-
Ver- wenden, bis wie weit wir es in der modernen Vererbungswissenschaft
seine überhaupt mit gesicherter Erkenntnis, mit mehr oder minder gut be-
‚ämt- gründeten Hypothesen oder bloß vorläufigen „Arbeitshypothesen‘“ zu
som tun haben%0%), und welche Konsequenzen diese Ergebnisse weiterhin
‚nder für unser biologisches Grundproblem haben. Auf die noch viel weiter-
teres führenden Konsequenzen für die Soziologie des Menschen, für die
'ank- Pädagogik u. a. m., werden wir erst unten in anderem Zusammenhange
n sie eingehen.
Zunächst ist ein Wort über den Umfang der Geltung der Mendel-
m schen Gesetze zu sagen. Es sind hauptsächlich drei Einwände, die
7 man gegen den Mendelismus erhoben hat und noch erhebt. Zum ersten
glaubte man eine Anzahl von Fällen aufweisen zu können, in denen
nach einer Bastardierung in der nächsten Generation kein „Aufmendeln“
stattfände, vielmehr sich die Bastarde sofort als konstante neue Art
erwiesen. Besonderes Aufsehen haben in dieser Hinsicht Untersuchun-
1äno- gen von Meisenheimer an Schmetterlingsbastarden (Schwärmer-
arten) gemacht, deren Beweiskraft jedoch neuerdings wieder sehr zwei-
felhaft geworden ist3%). Zum zweiten wurde im Zusammenhang damit
bezweifelt, ob der Mendelismus auf Artbastarde oder gar Gattungs-
bastarde überhaupt Anwendung finde, da vielleicht die Art- und Gat-
tungs- (erst recht die Familien- und Klassen)charaktere auf ganz
. andere Weise erblich übertragen würden, als durch die in den Chromo-
bc. somen zu lokalisierenden ‚Gene‘, Zum dritten wurde die Frage
aufgeworfen, ob denn das Plasma an der Vererbung ganz unbeteiligt
sei. Was zunächst die letztere Frage anlangt, so scheint es heute durch
ZU- die Versuche von Wettstein u. a. sichergestellt zu sein, daß es tat-
. die sächlich auch eine erbliche Übertragung durch das Plasma gibt. Wett-
cher stein%®?) zeigte, daß bei Laubmoosen sich Bastarde von deutlich „matro-
ene- kliner‘““ (d.h. vorwiegend mütterliche Kigenschaften zeigender) Natur
irat erhalten lassen und daß diese Erscheinung sich nur durch die An-
sich nahme einer plasmatischen Vererbung erklären läßt. Wie weit sich
der Umfang dieser erstreckt3®), ist noch fraglich; es scheint aber, daß
llen er um so mehr zurücktritt gegen die kernbedingte (Chromosomen-) Ver-
erbung, je weiter wir in der Organismenreihe hinaufsteigen, demnach
ben nicht anzunehmen ist, daß er irgendeine bedeutendere Rolle bei den
sch- höheren Tieren und auch beim Menschen spielt.
ein- Am schwierigsten und ungeklärtesten ist zur Zeit das Problem der
, sie Vererbung der Art-, Gattungs-, Klassen- usw. Charaktere, die im Men-
erst del-Versuch aus dem einfachen Grunde bisher nicht erfaßt werden konn-
ge- ten, weil Bastarde aus den im System voneinander weiter entfernt