Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

en III. Materie und Leben 
stehenden Typen, wenn überhaupt lebensfähig, dann zumeist unfrucht- 
bar sind, so daß die Untersuchung der Enkelgeneration, die ja den E 
Ausschlag geben muß, wegfällt. Es gibt heute nicht wenige Vererbungs- a 
forscher, die dem Mendelismus deshalb nur ein sehr beschränktes Ge- A 
biet der Geltung zugestehen wollen, nämlich nur für alle diejenigen / 
speziellen Rassen- oder Spielartcharaktere, die bei einer und derselben ; 
Art dadurch geändert werden können, daß eine Erbeinheit (Gen) durch 
eine andere „allelomorphe‘“ vertreten wird, die sozusagen ihren Platz 
auf der (Morganschen) Chromosomenkarte einnimmt. Nur für solche 
Paare von „Allelomorphen“‘ ist tatsächlich der Mendelismus experimen- 
tell erwiesen. Und es.ist richtig, daß die Morgansche Lehre geradezu 
dazu auffordert, sich weiter zu fragen, ob zwei Organismenarten sich 
nicht statt durch den Besitz verschiedener Erbeinheiten am gleichen 
Platze der Karte auch dadurch und erst recht dadurch unterscheiden 
können, daß sie überhaupt eine ganz andere Ordnung eben dieser Karte © 
besitzen, es könnten dann sogar zwei solche Arten total verschieden sein, he 
wenn sie nur die gleichen Gene in anderer Anordnung enthielten. (Eine Aa 
solche Strukturverschiedenheit in der ganzen Anordnung würde etwa mn 
— auf höherer Ebene — dem entsprechen, was in der organischen Chemie zu 
die sog. „Isomerie‘“ ist.) Daß die Arten, Gattungen, Ordnungen, Klas- hc 
sen, Tierkreise usw. sich dadurch und nicht bloß durch die Beschaffen- 
heit der einzelnen Gene unterscheiden, ist an sich nicht nur denk- fas 
bar, sondern wohl sogar ziemlich wahrscheinlich. Man hat zudem A 
neuestens zeigen können, daß bei verschiedenen Arten der Taufliege SS 
(Drosophila) sich tatsächlich zu einem Teile die gleichen Gene, jedoch m 
an verschiedenen Plätzen der Chromosomenkarte, finden, ja daß sogar u 
dieselben drei (oder mehr) Gene, die bei der einen Art in der Reihen- de: 
folge a, b, c... auf dieser Karte liegen, bei der anderen sicherlich. in (vw 
einer anderen (z. B. a, c, b.. .) liegen, so daß, wenn man beide Karten lat 
nebeneinander aufzeichnet und die einander entsprechenden Stellen ten 
gleicher Gene verbindet, sich diese Linien überschneiden?%). Da- SE 
zwischen liegen dann außerdem noch die voneinander verschiedenen des 
(allelomorphen) Gene. Wie sich diese weiterführenden Probleme lösen ho 
werden, muß der Zukunft überlassen bleiben. Auf alle Fälle darf man als 
also heute nicht ohne weiteres behaupten, daß der Mendelismus allein Ba 
schon ausreiche, um das ganze Vererbungsproblem zu lösen. Vielleicht we 
ist er erst eine niedrigere Vorstufe der eigentlichen Lösung. SE 
Woran jedoch nicht mehr ernstlich gezweifelt werden darf, das ist dr 
die These, daß innerhalb einer und derselben Art und deshalb auch beim (De 
Menschen die vorhandenen Unterschiede, soweit sie überhaupt erblich En 
und nicht bloße „phänotypische‘“ Varianten (s. a. unten S. 438) sind, “4 
den Mendelschen Gesetzen unterliegen, und daß dies insbesondere Ba 
beim Menschen ebensogut für die seelischen wie für die körperlichen Ev 
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