4. Problem der Vererbung 365
MO Werte der Wahrscheinlichkeitsrechnung werden durch die
der Wirklichkeit um so genauer erreicht, je größer die Anzahl
ıielt. der untersuchten Fälle ist. Schon um ein einfaches monohybrides
an Schema einigermaßen exakt zu erhalten, muß man mindestens ein
paar hundert Exemplare durchzählen. Hat man aus irgendwelchen
ref- in der Natur der Sache liegenden Gründen (wie z. B. zu geringe Nach-
ıBer- kommenzahl oder zu teurer Preis der betreffenden Individuen), solche
Dan Zahlen nicht zur Verfügung, so muß man sich mit umständlicheren
acht und auch leichter zu Fehlschlüssen führenden Methoden behelfen, auf
sten. die hier nicht näher eingegangen werden kann #%). Es ist hier eine ganze
nur Hilfswissenschaft entstanden, die besonders bei der Anwendung der
Um- Vererbungslehre auf den Menschen (wo man nicht experimentieren
SE. kann) nicht zu entbehren ist. Es geht also hier wie überall in der Natur-
ab- wissenschaft, auch in den anorganischen Zweigen derselben: wir müssen
vn froh sein, wenn es uns gelingt, das Prinzip der Sache an den einfacheren
En und durchsichtigeren Fällen zu erfassen und bei den verwickelteren,
Pr wo unsere mathematische Fähigkeit oder unsere praktischen Hilfs-
oly- mittel versagen (s. oben), zufrieden sein, wenn wir einigermaßen plau-
sibel machen können, daß sie im Grunde sich auf die einfacheren zurück-
gibt führen lassen. Wir werden die komplizierten Vererbungsverhältnisse
ER des Menschen wahrscheinlich ebensowenig jemals restlos ergründen
hied wie etwa den genauen Aufbau der höheren Elemente aus Protonen
das und Elektronen oder den der Milchstraße aus Fixsternen usw. Wir
ann können jedoch einsehen, daß das komplizierte Problem grundsätzlich
ndi- vor dem einfacheren nichts als eben die größere Zusammengesetztheit
eder voraus hat.
ach Wenn somit die oben angeführten Einwände gegen den Mendelismus
chts sich großenteils als nicht stichhaltig erweisen und von ihnen eigentlich
PN nur die allerdings grundsätzlich wichtige Einsicht übrigbleibt, daß der
dem Mendelismus vielleicht — und zwar mit Rücksicht auf die Art- und
oder Gattungscharaktere — erst einen Teil, und, wie es scheint, vielleicht den
der kleineren Teil aller Vererbungserscheinungen erklärt, so hinterbleiben
stets doch auch außerdem einstweilen noch Probleme genug auch auf dem
Ber- eigentlichen Felde des Mendelismus selbst. Vor allem ist dies die Frage,
len, was denn nun eigentlich diese so viel zitierten und als existierend zweifel-
ften los erwiesenen „Gene“ oder „Erbeinheiten‘“ sind. Sind das vielleicht
Pa bestimmte enzymähnliche Stoffe ? Oder sind es ganz bestimmte Anord-
A nungsformen der Atome und Moleküle? Oder was sonst? Im ersteren
die Falle liegt es nahe, sie mit den von Spemann (s. oben) wahrschein-
ält- lich gemachten „Entwicklungshormonen“ in Verbindung zu bringen,
den und dies um so mehr, als es in neuester Zeit gelungen zu sein scheint,
hier eine quantitative Abstufung der Mendel-Gruppe wahrschein-
hen lich zu machen. Goldschmidts berühmte Untersuchungen über die