Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

4:65 III. Materie und Leben 
dungen. Wie sich das auf dem psychischen Gebiete eigentlich darstellt, dal 
wissen wir wenigstens einstweilen nicht, das Problem des Verhältnisses Ne 
z. B. der Zellseele zur Gesamtseele eines Individuums ist uns, wie erwähnt Sen 
vorläufig unzugänglich. Wir können nur vermuten, daß das Seelische der 
niederen Stufe in irgendeiner Weise das der höheren mitbestimmt, im 
jedoch sicherlich nicht nach einem einfachen Additionsgesetz, wie die Zar 
Kräfte in der Physik, sondern anders, etwa so, wie — um ein Bild Erö 
zu gebrauchen — die einzelnen Töne die Melodie konstituieren, die übe 
unzweifelhaft auch etwas Neues und Ganzes gegenüber jenen ist, ob- kön 
wohl sie doch aus ihnen selbst besteht?*). Eben dieses Neue ist es, was dies 
bereits oben mit dem Ausdrucke „Emergente‘‘ bezeichnet wurde, was kan 
aber, wenn wir es unter dem Gesichtspunkte der zeitlosen Ewigkeit viel] 
ansehen (s. S. 182f.) ebensogut auch als ‚„„,Entelechie‘* bezeichnet werden N ren 
kann. In dieser großen Weltsinfonie findet sich der Mensch selber ode 
mitten drin vor als ein winzig kleiner Bruchteil derselben, der aber verg 
andererseits doch imstande ist — und das ist fast das größte Wunder Wirk 
an dieser Schöpfung — diese seine Rolle darin selber zu erkennen. Und  ISt 
neben sich findet er die anderen Wesen, ‚jedes nach seiner Art“, d.h. hist 
jedes als einen eigenen, charakteristischen Schöpfungsgedanken, wenn Wer 
man denn einmal die Dinge vom Standpunkte eines theistischen Gottes- able 
glaubens ansehen will. So wird die ganze Welt zu einem hierar- or 
chisch gegliederten System von objektivierten Ideen. Über Kap 
die Frage, ob und inwieweit dieses System etwa von der menschlichen 
Logik a priori nachzukonstruieren möglich ist, ist bereits oben (s. S.385f.) 
ausführlich gehandelt worden. Daß dieselbe uns angesichts der Fülle W 
der organischen Gestalten einstweilen gänzlich im Stiche 1äßt (s. unten), des 
bedarf keiner näheren Begründung. Hier stehen wir einstweilen immer die 
noch wie die Kinder vor dem Weihnachtstisch und staunen immer aufs N EinZze 
neue über die unendlich vielen verschiedenen Formen, die sich das noch 
Leben auf der Erde geschaffen hat. Denken wir dabei aber auch daran, phisc 
daß in all diesen unendlich vielen Lebewesen der gleiche Wille zum Aufl 
Dasein lebendig ist, so wird es uns nicht schwer einzusehen, daß wir tell 
offenbar mit dem obigen Satze, die Welt sei ein System objektivierter N word 
Ideen, doch etwas allzu Abstraktes und Unlebendiges gesagt haben. Ch 
Die Welt ist nicht allein Logos, sondern sie ist zugleich und Zahl 
vielleicht im allertiefsten Grunde Eros, sie ist Vernunft und Gege 
Wille in einem — über diese Wahrheit sind sich wohl die meisten Alle 
Metaphysiker klar geworden, die überhaupt über das kosmologische Erkl; 
Problem nachgedacht haben. Es scheint dem Verfasser, der auch gab. 
darin durchaus in Eduard von Hartmanns Fußtapfen wandelt, falsch Erwa 
zu sein, das eine vor dem anderen ausschließlich zu betonen. Hegel und u. 
Plato waren zu sehr Logiker, Fichte, Schopenhauer und Bergson dann 
zu sehr Voluntaristen. Die Wahrheit ist, daß es keine Vernunft ohne läßt : 
Ba 
4. 
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