Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

420 III. Materie und Leben 
Es kann nicht klar genug gleich von vornherein hier betont werden, ähn 
daß diese Grundannahmen der Abstammungslehre keinerlei spezielle die 
Voraussetzungen an sich bedingen über die Frage, welche Wege die imn 
Artenumwandlung im einzelnen gegangen ist und über die Auc 
andere, welche Ursachen die Umänderungen bewirkt haben. ohn 
Diese beiden Fragen, das sog. Stammbaumproblem und das Fak- dies 
torenproblem, sind Fragen für sich, und wenn auch jede Abstam- wid, 
mungslehre natürlich gezwungen ist, sie aufzuwerfen, so steht und fällt Felc 
doch die Abstammungslehre selbst nicht mit den Antworten, die darauf N 
gegeben werden). Diese Bemerkung ist deshalb so wichtig, weil, weil 
wie oben schon angedeutet, die Abstammungslehre in der allgemeinen Die 
Meinung zunächst als sozusagen identisch mit dem ‚‚Darwinismus‘‘ auf- gan 
gefaßt wurde, der in Wirklichkeit eine spezielle Theorie zum Faktoren- Daß 
problem, nämlich eben die sog. Selektionslehre, darstellt. Deshalb wird steh 
noch heute zumeist von Freund und Feind — wenigstens außerhalb der sehr 
biologischen Fachkreise — jede Kritik des Darwinismus als eine solche umg£ 
an der Abstammungslehre selbst aufgefaßt, was offenbar gänzlich falsch reits 
ist, da es ja a priori gar nicht gesagt ist, daß die von der Abstammungs- nen 
lehre angenommene Umwandlung der Arten durch die von Darwin noc} 
vorausgesetzten Faktoren (Auslese usw.) zustande gekommen sein muß. an 
Wir werden deshalb hier auch streng zwischen den drei Problemen, nich 
dem der Abstammung als solcher, ihrer Wege in einzelnen und ihrer Ur- logie 
sachen, scheiden und betrachten zunächst nur das erstere für sich. hina 
Welche Gründe hat die Abstammungslehre zu ihren Gunsten anzuführen einzs 
und welche Einwände lassen sich etwa gegen sie erheben ? dire] 
Wir wollen mit einem Einwande beginnen, der oft genug erhoben wor- teste 
den ist und von rabiaten Gegnern der ganzen Abstammungslehre viel- Reit 
leicht auch heute noch gelegentlich erhoben wird. Man sagt: die Ab- (Abl 
stammungslehre geht von vornherein von zwei einander widerstreiten- muß 
den Annahmen aus: einerseits beruft sie sich auf die Vererbung, um die len, 
Übereinstimmung der verwandten Arten zu erklären. Andererseits glau 
leugnet sie wieder die Geltung der Vererbungsgesetze, indem sie die Ar- doch 
ten doch wieder variabel sein läßt. Dieser Einwand ist selbstverständ- heut 
lich reiner Scholastizismus, ein nutzloses Spiel mit Begriffen. Die Ab- ganz 
stammungslehre behauptet ebenso wie die gesamte Vererbungswissen- Eine 
schaft keineswegs, daß es überhaupt keine erbändernden Faktoren wenı 
gäbe und daß überhaupt keine erbändernden Vorgänge einträten, sie indes 
setzt vielmehr das Vorhandensein solcher Faktoren (welcher, das ist wand 
eine zweite Frage) voraus. Wenn sie daneben daran festhält, daß für solch 
gewöhnlich das Gesetz der Vererbung gilt, so bedeutet das nur, daß jene einer 
Ursachen jedenfalls nur langsam und vielleicht auch nur gelegentlich Sche 
wirken, so daß auf geologisch kurze Zeitstrecken hin dem Augenschein 
nach nichts Wesentliches sich ändern wird. Es kann sich damit doch 
Ta 
Pa
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.