Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

26 I. Kraft und Stoff 
Pflanze aus Zellen im Mikroskop sehen können. Auch hierbei ist ja schieben 
ein Apparat vor das Auge geschaltet, wirklich „direkt“ sehen wir auch Spekulat 
die Zelle nicht. Niemand bezweifelt indes im Ernst, daß das Bild, das zudestilli 
uns unter dem Mikroskop erscheint, der Wirklichkeit im allgemeinen famose 1 
ähnlich, sogar geometrisch ähnlich ist (bis auf die etwa eintretenden „Die \ 
Verzerrungen, die sich wiederum genau berechnen lassen). Im Grund- losigkeit, 
satz nicht anders verfährt Rutherford, wenn er zwischen das fliegende über die 
Atom und das Auge den etwas komplizierteren Apparat einer Ioni- Kontinui 
sationskammer mit Galvanometer usw. schaltet; nur ist hier eben Man k 
der Weg ein erheblich weiterer. Auf einer derartigen Erweiterung der Natu 
unserer Sinne!) beruht alle Naturforschung überhaupt. Nur die und daß 
naivste Gewohnheitserkenntnistheorie kann uns für diesen Sachverhalt ECT ottete 
blind machen 'und uns einreden, es sei etwas grundsätzlich anderes, als ein vi 
wenn wir etwas ‚direkt sehen‘ könnten. ‚,Wirklich‘‘ ist das, was geradesw 
wirkt. Die Wirkungen einzelner Atome können wir auf zahlreiche WE 
verschiedene Arten als vorhanden nachweisen. Also existieren auch BEE 
diese Einzelatome wirklich. Was sie sind, ist eine zweite Frage, die VOorgeNen! 
damit natürlich noch nicht beantwortet ist, ebensowenig wie eine der OS 
Beobachtung im Ultramikroskop, wo ich nur Lichtpünktchen sehe, Kan nn 
ohne Zuhilfenahme weiterer Tatsachen mir verraten kann, was das SS 3 
für Dinge sind, die diese Lichtabbeugung veranlassen. Wir werden mit dA 
unten sehen, daß die Atome jedenfalls etwas gänzlich anderes sind, m en 
als wofür sie zeitweise von gewissen etwas grobschlächtig denkenden Una En 
Materialisten gehalten worden sind: „starre Wirklichkeitsklötzchen“‘, ind die ; 
die von Ewigkeit her existieren und in Ewigkeit dauern. Was wir aber den Natı 
im weiteren Verlauf auch über sie lernen mögen — durch das alles Punkte 1 
wird an dem einen nichts geändert, daß diese kleinen stofflichen Ein- Naturfors 
heiten als solche existieren und daher einen durchaus präzis definierten Lehre di 
physikalischen Begriff vorstellen, dem eine in der Wirklichkeit auf- sich in dl 
weisbare Sache entspricht. Atome sind genau so wirkliche Dinge nicht geri 
wie Kanonenkugeln oder Sandkörner, wie Wasserwellen materialis 
oder Berge, ob die ersteren oder die letzteren bessere Bilder ihrer die dama 
Eigenschaften darstellen, das wird sich finden!8). anderes X 
Halten wir diese Erkenntnis fest, so sind wir nunmehr gerüstet, uns wußte21) - 
der hinter dieser Spezialfrage liegenden allgemeineren erkenntnis- hatte. sie 
theoretischen Frage zuzuwenden, und es ist nun hier notwendig, zuerst ihre Wirk: 
mit ein paar Worten auf die Geschichte der Erkenntnistheorie der Im große: 
Physik im letzten halben Jahrhundert einzugehen. 1890) nur 
Zwischen der Naturwissenschaft und der Philosophie bestanden, wie der Philos 
bekannt, während des weitaus größten Teils des verflossenen Jahr- Der Un 
hunderts ziemlich gespannte oder auch — gar keine Beziehungen. schaft sell 
Daran war zunächst die unselige „Naturphilosophie‘“ der Schelling- bare phil 
Hegelschen Periode schuld, die sich vermaß, in kühnem Beiseite-
	        
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