Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

9. Die Frage nach den treibenden Kräften der Artenbildung 431 
n der verzweigenden Baumes (Stammbaum) falsch, wie schon S. 422 erwähnt. 
ligiös, Man könnte sich die Sache ja auch so vorstellen, daß zwar der gemein- 
“ aus- same Besitz zweier verschiedener Arten (wie etwa Löwe und Puma) auf 
mög- ursprüngliche gleiche Erbanlagen zurückgeht, daß aber das Verschiedene 
„ und an ihnen deshalb keineswegs auch aus der gleichen Quelle stammt, die 
n, als nur durch äußere Umstände das eine Mal in dieser Richtung, das andere 
ı und Mal in jener modifiziert worden ist. Dies Verschiedene könnte vielmehr 
ndern recht wohl aus verschiedenen Quellen stammendes Erbgut sein, das sich 
ndige das eine Mal so, das andere Mal so mit jenem gemeinsamen Erbgut 
e Be- kombiniert hat. Dann würden die nach rückwärts verfolgten Stamm- 
e des bäume der beiden Arten also in bezug auf die gemeinsamen Kigen- 
wenn schaften konvergieren, in bezug auf andere aber divergieren, so 
lbern daß von einer einfachen „Aufspaltung“ gar keine Rede mehr sein 
enden könnte. Zu dieser Verzweigung und Durchkreuzung des Erbgutes 
Ichem käme dann noch hinzu, daß beides, sowohl das Gemeinsame wie das 
meid- Nichtgemeinsame, durch die Wirkung der äußeren Umstände auf eine 
‚ noch der unten zu erörternden Weisen verändert sein kann. So entsteht eine 
ahme Fülle von Möglichkeiten, an die die übliche Form der Abstammungslehre 
tehen gar nicht gedacht hatte, und wir müssen dann freilich wohl eingestehen, 
ite so daß die vordem fröhlich draufloskonstruierten „Stammbäume‘‘ ein der 
‚einen Wirklichkeit recht wenig entsprechendes Bild geben. Doch lassen wir 
1, auf das auf sich beruhen, ebenso wie auch die Frage, ob die gesamte Orga- 
; fest- nismenwelt aus einer oder mehreren Wurzeln entsprossen sei (mono- oder 
jeziel- polyphyletische Hypothese). Vorläufig läßt sich darüber doch nichts 
auch nur einigermaßen Sicheres ausmachen. Ignoramus, sed non igno- 
Frage rabimus. Die wichtigste Frage der ganzen Deszendenztheorie aber ist 
stam- die zweite Frage, die wir nun genauer zu betrachten haben: 
elnen. 
ff des 9. Die Frage nach den treibenden Kräften der Artenbildung 
n. Es Über das „Daß“ der Abstammung sind sich, wie schon oben gesagt, 
leich- heute alle Forscher [mit kaum einer Ausnahme35)] einig. Geht es 
1ieren aber an die Frage nach den Ursachen der Artumwandlung, so gehen als- 
hoher bald die Meinungen völlig auseinander. Nur die gänzliche Vernachlässi- 
sicht, gung dieser wie aller tieferen biologischen Fragen im Unterrichtsplan 
noch unserer höheren Schulen erklärt die betrübende Tatsache, daß noch 
je Re- heute die weitaus größte Zahl aller gebildeten Laien sich nicht im min- 
s und desten klar ist über die großen Unterschiede zwischen der Frage der 
selten Deszendenz überhaupt und der Frage nach ihren treibenden Faktoren, 
röllige sondern daß für sie zumeist die Deszendenzlehre noch immer völlig 
ler ob gleichbedeutend ist mit Darwinismus, d. i. einer ganz bestimmten Ant- 
elten, wort auf unser jetzt vorliegendes besonderes Deszendenzproblem. Noch 
ht ist schlimmer ist natürlich die ebenfalls noch überall verbreitete Defini- 
s sich tion, die Deszendenzlehre „oder‘‘ der Darwinismus sei die Lehre, daß
	        
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