Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

9. Die Frage nach den treibenden Kräften der Artenbildung 433 
dann durch Vererbung erhält und durch weitere Auslese immer mehr 
va steigert. Das Beobachtungsmaterial, auf das sich Darwin stützte, ist 
Am ) außerordentlich reichhaltig, und eben darauf beruht zum größten Teil 
Sa sein Erfolg. Die „individuellen Variationen“‘ sind eine unbestrittene Tat- 
| sache, ebenso unbestritten ist, daß bei der ungeheuren Überproduktion an 
Dicht Nachkommen, die fast im ganzen Pflanzen- und Tierreich statthat, nur 
even ein winziger Bruchteil derselben am Leben bleiben und zur Fortpflanzung 
An kommen kann, da sonst binnen kurzem die Nachkommen einer einzigen 
echte Art die ganze Erde angefüllt haben müßten. Es muß also eine Mmassen- 
urch hafte Vernichtung durch Schädigungen aller Art stattfinden und der Ge- 
abe danke, daß dabei die den Umständen am besten angepaßten Individuen 
ran im Durchschnitt am besten wegkommen, ist jedenfalls nicht ohne 
Henke weiteres von der Hand zu weisen (s. unten S. 461). Der Begriff des 
ESESP „Kampfes ums Dasein“ ist dabei auch so weit als möglich zu fassen. 
eher Er kann auch bei durchaus friedlichen Tieren und den Pflanzen schon 
5 des darin gegeben sein, daß die einen den anderen Licht, Luft, Wohnung, 
7 den Nahrung wegnehmen. Außer diesen beiden Grundtatsachen führte nun 
a Darwin eine große Zahl besonderer Beobachtungen an, vor allem die 
En as Erfahrungen der Tier- und Pflanzenzüchter, welche ebenfalls durch ein 
Beer Ausleseverfahren die gewünschten Erfolge erzielen, dazu eine Unmenge 
ET einzelner Anpassungserscheinungen, pflanzen- und tiergeographische 
an ) er Tatsachen u. a. m., worauf wir hier nicht einzeln eingehen können. Fast 
He gleichzeitig mit Darwin und unabhängig von diesem kam übrigens 
EDS auch ein anderer englischer N aturforscher, Wallace, auf das Selektions- 
an prinzip. 
Vi Die fabelhafte Schnelligkeit, mit der der ‚„„Darwinismus‘“‘ — und das 
Phf al bedeutete bei der damaligen Lage der Dinge zugleich die Abstammungs- 
yblon), lehre überhaupt — sich durchsetzte, ist nur zu verstehen, wenn man die 
DEE gesamte geistige Lage jener Zeit, den Zusammenbruch der spekulativen 
Enden Naturphilosophie und das Durchdringen des reinen Empirismus in der 
? N aturwissenschaft, das damit verbundene Wiederaufleben materiali- 
Orden: stischer Tendenzen, die gleichzeitig überall einsetzende Industrialisierung 
N bei den europäischen Kulturvölkern und das damit verbundene Auf- 
Sb das tauchen der „sozialen Frage“ usf. berücksichtigt. Es war alles in allem 
SO > eine neue Weltanschauung, welche da im Werden begriffen erschien, eine 
eispiel Weltanschauung der reinen Diesseitigkeit, der abgesagten Feindschaft 
reiten gegen alles spekulative Philosophieren, gegen allen Glauben an trans- 
ST Di zendente Gründe oder Ziele dieses Weltlaufs, des entschlossenen 
6 I „Kampfes ums Dasein‘ auch im wirtschaftlichen Leben. — Freunde 
die wie Gegner dieser Weltanschauung erkannten die Bedeutung, die dem 
N Darwinschen Prinzip zukam, welches das Entstehen des Zweckmäßigen 
and cz auf mechanischem Wege durch blindes Spiel des Zufalls und automatische 
" ach Notwendigkeit zu erklären unternahm. So war denn in kurzer Zeit der 
Bavink, Ergebnisse. 5. Aufl. Da 
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