Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

11. Die Selektionslehre 453 
‚durch nächst ist da der Geschlechtsdimorphismus zu erwähnen, die Tat- 
© Um- sache, daß die Träger der männlichen und weiblichen Keimzellen im 
Folge Tierreich fast durchweg wesentliche Unterschiede in Größe, Form, Farbe 
sogar usw. aufweisen, vielfach so starke, daß man Männchen und Weibchen, 
hwan- ehe man ihre Zusammengehörigkeit erkannte, als ganz verschiedene 
ischen Arten beschrieben hat382), Sehr vielfach, vor allem bei den niederen 
rscher Tieren, wo solche Extreme oft beobachtet werden, handelt es sich zweifels- 
ntgen- ohne nur darum, daß Männchen und Weibchen sich gesondert für ihre 
ls ein Aufgaben (Vollziehung der Befruchtung, Eireifung) auf eigenen Wegen 
‚en 380) spezialisiert haben, und die allgemeinen Gründe, die überhaupt das Ent- 
‚0000. stehen der zahllosen Anpassungen ermöglicht haben, werden auch für das 
und - Verständnis dieser Erscheinungen als ausreichend betrachtet werden 
‘© die müssen, wenn wir sie auch einstweilen nicht völlig durchschauen, und 
wg ge- hier die besondere Frage noch hinzukommt, wie die Eigenschaften 
solche des einen Geschlechts auch durch die Keimzellen des anderen 
e sich vererbt werden können%3), Neben derartigen Geschlechtscharak- 
rund, teren gibt es nun aber noch eine ganze Anzahl solcher, die durch eine 
' auch Anpassung an allgemeine Lebensbedingungen nicht erklärt werden 
‚üssen können, und zwar sind es in der Regel die Männchen, denen diese be- 
;t erst sonderen Eigenschaften zufallen. Es handelt sich um die sog. Anlockungs- 
heute mittel (Schmuckfarben, ungewöhnliche Körperfortsätze, wie z. B. Ge- 
weihe oder Zangen, Gesang der Vögel, Spiel- und Tanzinstinkt u. a. m.). 
er die Für die Entstehung derartiger Dinge nahm Darwin die geschlecht- 
n uns liche Zuchtwahl, die Auswahl seitens der Weibchen, als Ursache 
nenen in Anspruch, die hier dieselbe Rolle spielen sollte, wie im allgemeinen 
kucht- der Kampf ums Dasein. 
Kine zweite, ebenso bedeutsame Erscheinung bildet eine besondere 
Gruppe von Anpassungen, die unter dem Stichwort „Mimikry“ (Nach- 
ahmung) zusammengefaßt und zuerst von Bates eingehend untersucht 
icksal wurde. Im weiteren Sinne sind dahin alle „Schutzfärbungen‘‘, wie z. B. 
ganz die graubraune Farbe der Hasen und Feldlerchen, die gelbliche der 
enzen Löwen, die weiße der Polartiere oder unseres Wiesels im Winterkleide u. a. 
‘© der zu rechnen, auch gewisse Instinkte, z. B. das Sichtotstellen mancher 
ıt der Tiere u. a. können mit dazu gezählt werden. Im engeren Sinne heißt 
ungen Mimikry die Nachahmung ganz bestimmter Naturdinge, wie z. B. Blät- 
ganze ter, Stengel, Steine u. dgl., im engsten Sinne die Nachahmung anderer 
n uns Tiere durch gewisse Arten in einer solchen Vollkommenheit, daß selbst 
r, als das Auge des geübten Beobachters dadurch oft vollkommen getäuscht 
licher werden kann. Da solche Beispiele, wie der indische Blattschmetterling, 
die Birkenspannerraupe, die Blatt- und Stabheuschrecken, der Hornissen- 
Wür- falter u. a. heute wohl allgemein bekannt sind, erübrigt sich eine Be- 
chen- schreibung, die doch ohne bildliche Darstellungen wenig. Zweck hat. 
A Am verblüffendsten wirken Fälle wie die in Abb. 75 bis 77 dargestell-
	        
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