Full text: Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften

458 ITI. Materie und Leben 
terminanten“‘‘, stehen selber in einem scharfen Kampf ums Dasein 
untereinander, jede Veränderung des Organismus begünstigt oder be- Si 
nachteiligt die eine oder andere Sorte derselben, und das hat eine ie 
Verstärkung bzw. Schwächung von deren Wirkung in der nächsten 
Generation zur Folge. Auf diese Weise gerät aber in dieser neuen Gene- > 
ration die betreffende geschädigte Determinantenart von vornherein = 
bereits in Nachteil gegen die anderen und geht abermals zurück, und so I 
unterliegt sie schließlich ganz, wenn nicht die Personalselektion, d. i. dic 
eine ausmerzende Auslese der mit dieser Ausfallserscheinung behafteten 
Individuen dem ein Ziel setzt. Umgekehrt wird aber auch jede Plus- Zn 
variante die zugehörige Determinantenart begünstigen und sich so die Ef 
betreffende Eigenschaft automatisch steigern, wenn nicht wiederum Be 
die Personalselektion diesen Erfolg der „Germinalselektion“ regu- SCH 
liert. Was Weismann durch diese zu seiner Zeit rein hypothetische SS 
Annahme erreichen wollte, war eine Erklärung für die dem älteren Dar- erf 
winismus ganz unzugängliche Tatsache des Schwindens funktions- Ks 
untüchtiger Organe einerseits, der Exzessivbildungen andererseits. Der a 
doppelte Kampf ums Dasein (zwischen den Determinanten im Organis- fol; 
mus und den Individuen im ganzen in der Natur) bewirkt, daß jede A 
einmal eingeschlagene Variationstendenz sich automatisch De 
weiter durchzusetzen strebt, wenn sie nicht durch Personalselek- obı 
tion ausgemerzt wird. So gleicht der Organismus dann nicht mehr einer 
trägen Masse, die erst von außen in Bewegung gesetzt werden muß, son- sta 
dern einer gespannten Feder, die jeden Augenblick losschnellen kann, wo 
oder noch besser einem fahrenden Fahrrad, das nur durch fortwähren- SD 
des Wirken der Steuerung im Gleichgewicht gehalten wird und umkippt, phi 
sobald diese aussetzt. Gegen die Weismannsche Lehre sind allerdings En 
auch von darwinistischer Seite erhebliche Bedenken geäußert worden, En 
manche, so Plate, haben sogar erklärt, lieber die ganze Selektion auf- ET 
geben, als sie in der Weismannschen Form annehmen zu wollen. EN 
Trotzdem kann man sich, namentlich seit neuerdings nun doch auch von KVIC 
rein vererbungstheoretischer Basis aus sich ähnliche Grundgedanken ein- klä 
gestellt haben (s. oben Goldschmidts Hypothese S. 365) des Ein- den 
drucks nicht erwehren, daß ihr vielleicht doch ein richtiger Kern zu- SC 
grunde lag, wenn auch die spezielle Ausführung im einzelnen bei W. der 
reformbedürftig war. Dieser richtige Kern wäre der ganz allgemeine Stel 
Satz, daß wahrscheinlich die Vererbungsgrundlage ein System Ent 
von einer solchen labilen Beschaffenheit bildet, daß es einer star 
einmal eingetretenen Veränderungsrichtung weiter folgt, so- nick 
lange bis ein neuer Gleichgewichtszustand mit der Außen- (8. } 
welt erreichtist oder aber die Art zum Aussterben gezwun gen daß 
worden ist. Eine solche Hypothese liegt durchaus im Bereich des Her 
naturwissenschaftlich Diskutierbaren und die obenerwähnten neuen ent
	        
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