462 III. Materie und Leben
angezogenen Falle sehr viel Bestechendes hat. Daß es aber keineswegs Ed
allgemein gelten kann, lehrt einFall, wie z. B. die Bildung einer Schwimm-
haut. Hier muß tatsächlich auch eine geringfügige Variation schon einen Nie
kleinen Vorteil bewirken und dann könnte die Selektion das übrige j
besorgen, wenn — das zweite Argument sich ebenfalls widerlegen läßt. we
Gegen die unbeschränkte Panmixie läßt sich nun in der Tat dreierlei ein- die
wenden. Erstens nämlich kann man annehmen, daß die einander gleichen Sin
Mutanten sich im allgemeinen etwas leichter untereinander, als mit den .
abweichenden Stammformen befruchten werden, das läßt sich auch Se
statistisch vielfach nachweisen 4), Die Unfruchtbarkeit, die Ja meist 5°6
schon bei Bastardierung unter den Linneschen „Arten“ eintritt, kann als SO
extremer Fall einer kontinuierlich immer stärker werdenden Erschwerung Un:
der Bastardbildung aufgefaßt werden. Zum anderen ist es nicht nur Urt
denkbar, sondern wahrscheinlich, daß günstige Mutanten auch räum- Call
lich vielfach irgendwie von der Stammform isoliert wer- ?
den. Bei Tieren kann man direkt ein gegenseitiges Sichzusammen- ce
finden annehmen, aber auch ohne das können passiv durch Wind, Was- N
ser, Vögel usw. etwa mutierte Samen verschleppt werden und so zur in
Bildung zunächst eines Lokalbestandes Anlaß geben. M. Wa gner hat N Mies
sogar auf dieser Grundlage eine ganze „Migrationstheorie‘“ der Ab- Hin
stammung entwickelt, von der zweifelsohne ebenfalls sehr vieles zutrifft. ; ;
Drittens aber kann man auf Grund des Mendelismus unter gewissen rl
Voraussetzungen geradezu umgekehrt behaupten, daß eine einzige gün- N Sat
stige Mutante große Aussicht hat, sich schließlich durchzusetzen, da die /
betreffende Eigenschaft ja bei ihren Nachkommen immer wieder auf- Krk]
tritt 39%). nn
Zum Schluß noch ein Wort über die Mimikry. Kaum ein anderes on
Problem der Deszendenztheorie ist heute noch so viel umstritten wie 8
dieses und gerade bei diesem suchen die einen alles Heil in der Selektions- et
lehre, während die anderen sie völlig verwerfen. Sicher ist zunächst, daß eich
ein sehr großer Teil der früher unbedingt als Mimikry angesprochenen N Star
Fälle dringend zunächst einmal der Nachprüfung schon daraufhin bedarf, %
ob die fraglichen Ähnlichkeiten wirklich den angegebenen e =
Schutz gewähren. In diesem Betracht hat insonderheit Heiker- ;
tingers scharfe Kritik?3®) vieles neue Material zur Beurteilung herbei- ia
gebracht, während auf der anderen Seite Wasmann sich nach wie tw
vor entschieden insbesondere für die von ihm selber genauer unter- en
suchten Fälle der Ameisenmimikry eingesetzt hat. Heikertin gers f
Hauptargument ist dies, daß im allgemeinen in der Natur eine gegen- Ko
seitige Anpassung der Tiere und ihrer Beute in der Weise besteht, daß di
die speziell auf diese eingestellten Feinde sie doch finden und. fressen BE
auch trotz etwaiger uns oder anderen Tieren übel riechenden, angeblichen En
„Schutzstoffe‘‘-od. dgl. Solche „Schutzeinrichtungen‘‘ nützen also (nach eib
5