11. Die Selektionslehre 465
ungen‘, Abstammungslehre und den Darwinismus in einen Topf warf), ist heute
sagen in in der Hauptsache verstummt, zum wenigsten bei uns in Deutschland,
, einem wenn es auch immer noch einige kirchliche Kreise gibt, die am liebsten
‘ie eines auch bei uns ähnliche Verfahren wie in Amerika gegen die Verbreitung
cklichen der Abstammungslehre insonderheit in den Schulen ergreifen möch-
Jeunigst ten*0°). Das sind jedoch kleine Konventikel, die offizielle Theologie
ae setzt. beider Konfessionen hat sich heute ziemlich einhellig für die Ver-
‘ Macht einbarkeit der Abstammungslehre mit dem religiösen Glauben aus-
ei denn gesprochen, wozu auf katholischer Seite Wasmann, neuerdings
ıt nicht Muckermann, auf evangelischer Dennert wohl das meiste bei-
en, oder getragen haben. Indes ist man doch in diesen Kreisen weit davon
andere, entfernt, auch dem Faktorenproblem gegenüber die gleiche neu-
t das ist trale Haltung einzunehmen, vielmehr herrscht hier sehr starke Ab-
t. Aus- neigung gegen das Selektionsprinzip und eine sehr starke Bevorzugung
ie Rolle der erwähnten psycholamarckistischen und „orthogenetischen‘‘ Theo-
ner des rien *%), Dem Darwinismus wird vorgeworfen, daß er im letzten Grunde
oft ent- doch die wunderbare organische Welt dem blinden Zufall ausliefere und
schaffen deshalb allerdings mit einem Glauben an göttliche Weltregierung schlecht
nel vor- verträglich sei4°2), Wie falsch diese Abwehrstellung ist, geht aus der
elektion einfachen Überlegung hervor, daß ja doch auch abgesehen von einer
stheore- etwaigen selektionistischen Erklärung der Artenbildung die ganze Welt
se Tat- voll von derartigen „Zufällen‘ ist. Wenn Hunderttausende von Keimen
vielen zugrunde gehen müssen, bis einer das Ziel erreicht, so ist das ebenso
edürf- „dysteleologisch‘‘ wie der darwinistische „Zufall‘‘, der verlangt, daß
ßt sind, Hunderte von Varianten untergehen, bis einmal eine die brauchbare
werden neue Anpassung darstellt. Ist dies ein Widerspruch gegen den Gottes-
st nicht glauben, so ist es jenes auch. Wir stehen hier vor dem eigentlichen
es aber Grundproblem des heutigen religiösen Menschen überhaupt, der Frage
eidende nach der Vereinbarkeit alles anscheinend Sinnwidrigen und Wert-
r Varia- widrigen in der Welt mit einer göttlichen Weltregierung überhaupt, dem
adarwi- Problem der Theodizee. Es wird nicht leichter und nicht schwerer
zip ge- dadurch, daß zu den bereits bekannten Schwierigkeiten noch der dar-
ı neuer- winistische „Zufall“ hinzukommt. — So bleibt richtig an dem ganzen
ück, als Widerstande gegen den Darwinismus nur die Überlegung, daß auf diese
ehnung, Weise allerdings jene primitiven Formen des „Physiko-theologischen‘‘
rbungs- Gottesbeweises wieder einmal eine Stütze einbüßen, die ohne weiteres
aus einzelnen in der Natur zu beobachtenden Zweckmäßigkeiten den
nzip ab- Schluß auf den dahinterstehenden Gott ziehen, der gerade dies so ganz
zen, die besonders zweckmäßig eingerichtet hat (s. oben). Ob das aber ein wirk-
‚enblick licher Verlust für eine hochstehende Religion ist, ist doch wohl sehr die
sprüng- Frage.
isch. ge- Für die Wissenschaft kommen solche Nebentendenzen selbstredend
‚,ens die nicht in Betracht. Sie hat lediglich festzustellen, soweit ihr das eben mög-
Bavink, Ergebnisse. 5. Aufl.
30)