2. Natur und Kultur 489
Zeichen die Natur, Energie oder Baustoffe oder auch menschliche Kräfte unnütz
i wahr- zu vergeuden. Er baut die Unterlage für einen Bahndamm, eine Wasser-
1g, auf leitung, eine Brücke so stark als nötig ist, um die Belastung zu tragen,
u für aber nicht stärker. Der antike Baumeister dagegen baute so stark, als
ß muß ihm die Mittel es erlaubten, nach dem Grundsatze: doppelt genäht hält
Anz all- besser. Hier wird also zwar auch Zweckmäßiges geschafft, aber die
ze Pro- Zweckmäßigkeit selbst wird noch nicht oberstes Ideal, sie dient nur
pischen anderen Zielen. Ganz ähnlich liegen die Dinge in der Entwicklung der
; dann, Wissenschaften. Auch diese dienten zunächst einem praktischen Be-
mobil- dürfnis, die Geometrie erwuchs aus der Feldvermessung und der Bau-
uf dem kunst, die Physik aus technischen Problemen, die Astronomie aus der
vir aus Notwendigkeit der Kalenderrechnung usw. Der Durchbruch zum Ideal
it diese der reinen Wissenschaft, d.h. der Erforschung der Wahrheit eben um
tellung der Wahrheit willen, ist, soweit wir die Geschichte überblicken können,
. Und erst sehr spät erfolgt. Wenn: wir auch das früher unbesehens über-
oewußte nommene traditionelle Urteil, daß die Griechen die Erfinder der reinen
Wissenschaft in diesem Sinne seien, nicht ohne weiteres unterschreiben
en. ein- wollen, da es wohl mindestens zweifelhaft ist, ob man nicht lange vor
wohl so der Blütezeit griechischer Wissenschaft in Ägypten, in Indien, ja viel-
t. Die leicht auch schon im sumerischen Zweistromlande sich dieses Ideals
zekom- bewußt geworden ist, so steht doch fest, daß jedenfalls dieses Wissen-
ıtwick- schaftsideal, am gesamten Alter der Menschheit gemessen, noch sehr
ı Wege jungen Datums ist.
on der Am schwierigsten zu beantworten ist die Frage nach den Anfängen
n. oder des sozialen Lebens, der Rechts- und Sittlichkeitsbegriffe und der Reli-
orb ge- gion. Gewisse soziale Ordnungen finden wir schon bei vielen Tieren,
d, ent- man denke an die staatenbildenden Insekten, die Herden und ihre Leit-
fach da tiere, ferner an die tierischen Eheverhältnisse, die Brutpflege usw. %22).
allem Es ist ganz außer Zweifel, daß der Mensch die ersten und einfachsten
nd der sozialen Bindungen, die der Familie, bereits mitgebracht hat, denn auch
n, den die ihm nächstverwandten Großaffen zeigen die ausgeprägte (mono-
lie all- game) Familie, und die „Affenliebe‘‘ der Affenmütter ist sprichwörtlich.
on der Nur eine törichte, die Natur entwertende und nur scheinbar religiöse
zn, die Auffassung kann darin etwas Entwürdigendes finden, wenn wir uns
» Orna- dessen bewußt werden, daß Gatten- und Elternliebe bereits in der vor-
te und menschlichen Grundlage unseres Wesens verankert sind. Die Religion
lensch- kann gar nichts Besseres tun, als sie gerade deshalb erst recht
gegen, heilig halten, weil sie so tief in der Natur verwurzelt sind.
en, ist Das gleiche gilt auch für die sozialen Instinkte, die der Mensch sicher-
abend- lich auch ebenso wie die meisten Großaffen schon vor seinem Aufstieg
1e Ma- zum Selbstbewußtsein gehabt hat. Er ist wirklich im wahrsten Sinne
wenn des Wortes ein „„Zoon politikon‘ von Anfang an gewesen. Auch auf
gegen diesen Gebieten aber hat dann nachträglich die ‚„„Heterogonie‘“ sich