HS IV. Natur und Mensch
eine Menge in den anderen Rassen mehr oder weniger latenter Anlagen
gewirkt hat, so daß nun die daraus entstandenen Mischungen zu den
höchsten Leistungen befähigt wurden. Am augenscheinlichsten tritt
dies in der Musik in Erscheinung. Es steht fest, daß die „Nordische
Rasse‘“ selber recht wenig musikalisch ist (Frisia non cantat!), wenigstens
wird sie weit von anderen Rassen, z. B. der alpinen und der dinarischen,
darin übertroffen. Trotzdem ist es sicher kein Zufall, daß gerade Deutsch-
land, das Land, in dem diese anderen musikalischen Rassen mit der
nordischen zusammentrafen, das klassische Land der Musik geworden ist
und daß über die einzigartige Größe eines Bach oder Beethoven (die
beide offensichtlich mischrassig waren) schlechthin nichts hinausgeht. —
Wie weit nun diese aktivierende Rolle der „Germanen“ oder „Nord-
männer‘, oder wie man sie nennen mag, in die Vorzeit zurückgeht,
können wir hier dahingestellt sein lassen. Wenn Hermann Wirth 460)
(s. oben) mit seinen kühnen Konstruktionen auch nur zu einem Teil
recht behielte, so müßten wir annehmen, daß schon rund 10000 Jahre
vor Beginn unserer sog. „Geschichte“ (die ja in Wahrheit nur einen
sehr kleinen Teil der wirklichen Geschichte umfaßt) Eroberervölker
der fraglichen Art zu Schiff vom Norden her in das Mittelmeer ein-
gedrungen wären und dort lange vor den Babyloniern, Assyriern und
Ägyptern ihre Kultur ausgebreitet hätten. Aber es sei ausdrücklich
hervorgehoben, daß diese Konstruktionen Wirths, so geistreich und
bestechend sie klingen, doch einstweilen eben Konstruktionen sind, die
zwar gründlicher Nachprüfung wert, aber auf keinen Fall als sichere
Ergebnisse auszugeben sind. Für uns kommt es hier nur darauf an,
einzusehen, daß mindestens seit den großen Wanderungen, die man als
pelasgische, dorische usw. Wanderung bezeichnet, Völker des frag-
lichen Rassentypus in ganz Europa die geschilderte Rolle, gewisser-
maßen die eines kulturellen Katalysators, gespielt haben. Wenn auch
nur das an der ganzen „nordischen“ These richtig ist, so ist damit schon
genugsam bewiesen, daß es für die europäischen Kulturvölker eine höchst
bedenkliche Angelegenheit wäre, wenn dieses aktivierende Element in
ihnen aussterben sollte.
' Daß dies nun tatsächlich in sehr weitem Umfange der Fall ist, daran
kann nach allem vorliegenden Beweismaterial gar kein Zweifel sein 461),
Nicht nur haben alle unzähligen Kriege in Europa seit vielen Jahr-
hunderten dies nordische Blut trotz seiner früher ganz unerhörten Frucht-
barkeit fürchterlich dezimiert (denn natürlich wurden gerade die Tapfer-
sten immer am ersten vernichtet), sondern es hat sich in den letzten
Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts auch klar und deutlich
gezeigt, daß der Geburtenschwund die nordrassigen Bevölkerungs-
anteile überall am meisten betroffen hat und das ist noch heute so.
Die Ursache dafür liegt höchstwahrscheinlich in der bei diesem Menschen-
LO